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„Joe Bell“ zeigt den Versuch eines Vaters, mit Schuldgefühlen und Verantwortung umzugehen. Joe läuft durch die USA und möchte über die Folgen von Mobbing sprechen. Sein Sohn Jadin begleitet ihn – zumindest scheint es so. Die Gespräche zwischen ihnen drehen sich um Akzeptanz, verpasste Gelegenheiten und die Angst vor gesellschaftlicher Ablehnung. Rückblicke zeigen, dass Jadin jahrelang in der Schule ausgegrenzt wurde. Obwohl seine Familie hinter ihm stand, gab es Momente, in denen auch sie ihn nicht ausreichend unterstützte. Diese Erinnerungen belasten Joe während der Wanderung zunehmend.
Begegnungen mit Fremden verdeutlichen, wie unterschiedlich Menschen auf das Thema reagieren. Während einige Verständnis zeigen, stoßen andere ihn mit ablehnenden Bemerkungen zurück. Der Schmerz der Vergangenheit lässt sich nicht einfach abschütteln. Doch die Reise zwingt Joe dazu, sich endlich mit seinen eigenen Fehlern auseinanderzusetzen. Wie weit kann er gehen, um für seinen Sohn das nachzuholen, was ihm zu Lebzeiten nicht gelungen ist?
„Joe Bell“ ist ein US-amerikanisches Drama aus dem Jahr 2020 unter der Regie von Reinaldo Marcus Green. Das Drehbuch stammt von Diana Ossana und Larry McMurtry. Mark Wahlberg spielt die Hauptrolle als Joe Bell, der nach dem Suizid seines Sohnes Jadin Bell, dargestellt von Reid Miller, durch die USA wandert und sich gegen Mobbing engagiert. Connie Britton übernimmt die Rolle von Lola Bell, Maxwell Jenkins spielt Joseph Bell. Gary Sinise stellt Sheriff Gary Westin dar, während Blaine Maye Boyd Banks verkörpert. Weitere Rollen übernehmen Ash Santos als Kim und Igby Rigney als Chance Davidson. Die Filmmusik komponierte Antonio Pinto, die Kamera führte Jacques Jouffret, und Mark Sanger übernahm den Schnitt. Produzenten waren unter anderem Cary Joji Fukunaga und Riva Marker.
Die Weltpremiere fand am 14. September 2020 unter dem ursprünglichen Titel „Good Joe Bell“ beim Toronto International Film Festival statt. In den USA kam der Film am 23. Juli 2021 über Roadside Attractions in die Kinos. Die Dreharbeiten liefen vom 15. April bis 24. Mai 2019 in Utah. Kritiker bewerteten den Film gemischt. Einige lobten die Botschaft, andere empfanden sie als zu vorhersehbar. Die Laufzeit beträgt 94 Minuten, die FSK liegt bei 12 Jahren. An den Kinokassen erzielte der Film am Startwochenende 674.000 US-Dollar in 1.094 Kinos.
Joe Bell wandert mit seinem 15-jährigen Sohn Jadin durch Idaho, um auf die Folgen von Mobbing aufmerksam zu machen. Jadin hatte neun Monate zuvor seinen Eltern gestanden, dass er aufgrund seiner Homosexualität in der Schule schikaniert wird. Während Joe ihn unterstützt, fällt es ihm schwer, sein Unbehagen zu überwinden. Als Jadin dem Cheerleading-Team beitritt, fordert Joe ihn auf, nur im Hinterhof zu üben, aus Angst vor der Meinung der Nachbarn. Unterwegs betreten sie ein Diner, in dem eine Nachricht über die gleichgeschlechtliche Ehe läuft. Als zwei Gäste abfällige Bemerkungen machen, erklärt Joe seine Mission und verlässt hastig das Lokal.
Jadin erinnert seinen Vater daran, dass sich Menschen mit festgefahrenen Meinungen kaum ändern. Er betont, dass Mobbing oft bei Kindern beginnt, die durch Aufklärung sensibilisiert werden müssen. Rückblickend zeigt sich, wie Jadin auf einer Halloween-Party Chance kennenlernt. Sie küssen sich und führen heimlich eine Beziehung. In der Schule wird Jadin für seine Rolle als Cheerleader verhöhnt, was seine Eltern peinlich berührt. Online nimmt das Mobbing zu, während sein Bruder Joseph ihm beisteht. Als Chance ihre Beziehung beendet, weil er Angst vor den Reaktionen seiner Eltern hat, fühlt sich Jadin noch isolierter. Auf der Wanderung gesteht Joe, dass er Jadins Engagement insgeheim bewundert hat. Sie tanzen gemeinsam eine alte Cheerleading-Choreografie im Regen.
In Salt Lake City angekommen, besucht Joe eine Bar und erzählt seine Geschichte. Erst hier offenbart sich, dass Jadin die ganze Zeit nur eine Einbildung war. Er reist allein, um den Tod seines Sohnes zu verarbeiten. Lola und Joseph besuchen ihn unterwegs. Als Lola ihm eine Entschuldigung eines ehemaligen Mobbers zeigt, reagiert Joe wütend und schreckt selbst Joseph ab. Als er von Passanten erkannt und um Fotos gebeten wird, hinterfragt Lola seine Beweggründe. Sie findet ein Essay von Jadin, in dem er seine Verzweiflung schildert. In einer Rückblende wird klar, dass Jadin nach wiederholten Attacken in der Schule und im Internet den Entschluss fasst, sich das Leben zu nehmen.
Joe kämpft weiter mit seinen Schuldgefühlen. Während eines Gesprächs mit Sheriff Gary erfährt er, dass auch dessen Sohn homosexuell ist. Gary hat sich nie gefragt, ob William mit Suizidgedanken kämpft. Joe drängt ihn, seinem Sohn zu sagen, dass er ihn so akzeptiert, wie er ist. Er selbst bereut, das Jadin nie deutlich gesagt zu haben. Wenig später stirbt Joe, als er von einem Lastwagen erfasst wird. Der Film endet mit einer Vision, in der Joe und Jadin gemeinsam in die Sonne laufen.
„Joe Bell“ erzählt die wahre Geschichte eines Vaters, der nach dem Suizid seines homosexuellen Sohnes Jadin zu Fuß durch die USA reist, um auf die verheerenden Folgen von Mobbing aufmerksam zu machen. Mark Wahlberg verkörpert Joe Bell mit einer zurückhaltenden Darstellung, die jedoch nicht immer die nötige emotionale Tiefe erreicht. Reid Miller hingegen beeindruckt als Jadin mit einer nuancierten und einfühlsamen Performance, die die inneren Kämpfe eines gemobbten Teenagers authentisch widerspiegelt. Die Regie von Reinaldo Marcus Green bemüht sich, die Tragödie der Familie Bell sensibel darzustellen, bleibt jedoch stellenweise zu konventionell.
Trotz der wichtigen Botschaft über die zerstörerischen Auswirkungen von Homophobie und Mobbing wirkt die Erzählweise oft formelhaft und vorhersehbar. Die nicht-lineare Struktur des Film trägt manchmal zur Verwirrung bei und mindert die emotionale Wirkung. Einige Szenen, insbesondere die Interaktionen zwischen Joe und imaginären Figuren, erscheinen klischeehaft und lenken vom Kern der Geschichte ab. Dennoch regt „Joe Bell“ zum Nachdenken an und erinnert daran, wie entscheidend Akzeptanz und Unterstützung innerhalb der Familie sind. Der Film hätte jedoch von einer mutigeren Herangehensweise und tiefergehenden Charakterstudien profitiert, um seine volle Wirkung zu entfalten.
Letzte Aktualisierung am 6.09.2025 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API