Cedric

Cedric Animationsfilm

Cedric“ führt in eine Realität, in der Tod längst Routine geworden ist. Während der leidgeprüfte Sensenmann Kundenlisten abarbeitet, bleibt sein junger Neffe unbeaufsichtigt. Cedric sieht im Sterben ein Geschäftsmodell, deshalb formt er das Start-up After-Life. Monitore blinken, Roboter surren, Werbespots versprechen lächelnde Lebensend-Pakete. Cedric verwendet soziale Medien, um Sterblichkeit als Lifestyle-Thema zu vermarkten. Likes schnellen hoch, während Ethiker warnend schweigen. Ordnung scheint vorerst stabil gewahrt.

Doch niemand fragt nach Würde, solange die Zahlen glänzen. Als der Onkel zurückkehrt, prallen Skepsis und Fortschrittsbegeisterung hart zusammen. Server glühen, Warteschlangen wachsen, erste Seelen verlieren ihre Geduld. Cedric improvisiert Updates, doch jeder Patch öffnet neue Sicherheitslücken. Verzweifelt sucht der Unternehmer nach einem Kompromiss, um Tod und Technologie zu vereinen. Der Tod registriert blinkende Fehlermeldungen und sieht seine Autorität erodieren. Mitarbeiter eilen panisch, denn Algorithmen vertauschen Lebensdaten. Rauch steigt aus Serverracks, während Deckenlampen flackern. Noch bleibt ein Moment für Einlenken offen. Eine falsche Entscheidung könnte unermessliches Chaos über die Welt bringen. Wer stoppt die Kettenreaktion?

Drehorte, Regie und Besetzung von „Cedric“

Der Animationsfilm „Cedric“ erschien 2006 als zehnminütige Abschlussarbeit der Hochschule OWL. Jens Kämper, Hendrik Pieta und Christian Marschalt betreuten Modellierung, Rigging sowie Animation. Peter Pollak komponierte die Musik und fertigte gemeinsam mit Tom Werner das 5.1-Mastering. Real gedrehte Schauplätze existieren nicht, weil das Werk komplett digital entstand. Bernhard Hoëcker spricht Cedric, den ehrgeizigen Neffen des Todes. Jochen Malmsheimer verleiht dem Sensenmann Stimme und Präsenz. Hennes Bender vertont Dr. Quuh, einen wortgewandten Berater. Eva Danner fungiert als Fahrstuhl, Rolf Buschpeter moderiert den Werbespot. Tom Werner gestaltete die Soundeffekte, während Pollak zugleich das orchestrale Thema mischte. Die Produktion entstand an der Hochschule Lemgo. Ferner betreuten Kämper und Pieta den Audioschnitt. Marschalt übernahm zusätzlich das Rendering. Vertrieb erfolgte über Hochschulveranstaltungen. 2005 realisierten drei Medienabsolventen ihre Bachelor-Arbeit mit dem Animationsfilm „Cedric“. Nach dem Abschluss setzten sie die Arbeit fort, vollendeten den Zehnminüter 2006. Zusätzliche Reichweite erhielt der Kurzfilm durch die Ausstrahlung in der Pro7-Sendung „talk talk talk“.

Handlung vom Film „Cedric“

Der Kurzfilm zeigt eine Welt, in der der Tod unauffällig arbeitet. Niemand hinterfragt seine Methode, denn Tradition steuert jeden Ablauf. Während der finstere Sensenmann unterwegs ist, schmiedet sein Neffe Cedric Pläne. Er glaubt, moderne Technik könne Sterbliche schneller erreichen und Ordnung schaffen. Darum richtet der junge Tüftler in einer verlassenen Fabrik After-Life ein. Computer, Roboter und Förderbänder ersetzen dort die klassische Sense. Cedric wirbt Investoren an, produziert Spots und verteilt bunte Broschüren weltweit. Eine globale Expansion scheint greifbar, weil digitale Netzwerke rasant Kunden gewinnen. Doch der Chef persönlich ahnt von alledem nichts. Seine Rückkehr nähert sich lautlos. Gefahr bleibt unsichtbar.

Cedric stellt After-Life auf Messen vor und zieht skeptische Presse an. Er verspricht schnellere Abholungen, transparente Abläufe sowie klimatisierte Wartezonen. Kunden buchen Pakete per App, bezahlen online und bewerten den Service. Marketingclips zeigen glückliche Seelen, die in Schlangen stehen, während Drohnen schweben. Damit wächst die Nachfrage, doch die Infrastruktur leidet unter Kinderkrankheiten. Roboter verheddern sich, Registrierungen stürzen ab, Terminplanung gerät ins Chaos. Der Unternehmer reagiert mit Gratis-Updates, Sonderrabatten und nächtlichen Teambesprechungen. Sein Enthusiasmus bleibt groß, weil erste Investoren hohe Renditen melden. Doch jede Minute wächst der Stapel unerledigter Anfragen. Hinter den Monitoren lauert bereits der ursprüngliche Dienstherr. Bald prüft sein Erscheinen.

Die Rückkehr des Todes

Der Tod kehrt heim und sieht den Fabrikkomplex voller Neonlicht. Unverzüglich erkennt der Sensenmann das Logo After-Life und zweifelt am Konzept. Sofort betritt er die Empfangshalle, während Hologramme Begrüßungen wiederholen. Mitarbeiter verbeugen sich, doch niemand erkennt den Chef. Ein Systemupdate meldet Störungen, denn biologische Signaturen verwirren die Sensoren. Cedric eilt herbei, weil Alarmstufen rot blinken und Verträge pausieren. Cedric begrüßt den Onkel heiter, ahnt jedoch nichts von dessen Zorn. Der Tod schweigt zunächst, betrachtet Bildschirme und prüft wartende Seelen. Der Besucher sieht Warteschlangen, abgestürzte Drohnen und flackernde Terminals. Seine Skepsis wächst, doch Cedric präsentiert stolz Gewinnstatistiken. Plötzlich kippt die Stimmung rasant.

Cedric bietet Upgrade-Pläne an, doch der Tod fordert sofortige Abschaltung. Ein hitziger Streit entsteht, weil Ideale auf Tradition prallen. Server überhitzen, Roboter streiken und Kundenportale fallen aus. Plötzlich erkennt er die eskalierende Gefahr und stoppt die Maschinen. Sofort übernimmt der Tod wieder Kontrolle, während Systeme endgültig herunterfahren. Eine ernste Lektion über Verantwortung und die Würde jedes Abschieds folgt. Der Neffe hört still zu, akzeptiert Kritik und denkt über Verbesserungen nach. Darauf schlägt er Partnerschaft vor, damit Technik Tradition respektieren kann. Der Tod erwägt Kooperation, denn Effizienz erscheint verlockend. Ihre Entscheidung bestimmt künftig das Gleichgewicht zwischen Fortschritt und Ewigkeit. Stille erfüllt die Fabrikruine bei Morgendämmerung.

Filmkritik von „Cedric“

Bitterer Humor trifft handwerkliche Präzision: „Cedric“ nutzt pointierte Animation, um Automatismen zu hinterfragen. Fließende Kamerafahrten verknüpfen sterile Förderbänder und knochige Sense, wodurch Ironie entsteht. Die knappe Laufzeit zwingt das Drehbuch zu strenger Verdichtung, doch Charaktere bleiben klar. Vor allem Bernhard Hoëckers schnippische Betonung verleiht dem Titelhelden Tempo. Zugleich erzeugt Jochen Malmsheimers tiefe Stimme ein würdiges Gegengewicht. Hennes Bender setzt trockene Spitzen, wodurch Dialoge rhythmisch funkeln.

Technisch überzeugt die Produktion mit sauberem Shading und geschmeidigen Charakter-Rigs. Obwohl Budgets spürbar klein bleiben, wirken Texturen detailreich und Beleuchtung plausibel. Dramaturgie verzichtet auf Pathos, stattdessen setzt sie auf groteske Alltagssprache. So entstehen pointierte Kontraste zwischen existenziellen Fragen und kaufmännischer Terminologie. Das Finale im Film öffnet Raum für Reflexion, ohne Moral mit Vorschlaghämmern einzutreiben. Einige Abläufe wirken jedoch hastig, weil elf Minuten kaum Luft lassen. Trotz dieser Engpässe bleibt „Cedric“ ein wendiger Beitrag zur deutschen Animationslandschaft.

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