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„Amrum“ knüpft das Drama um einen Jungen eng an das Ende des Zweiten Weltkriegs. Die Handlung greift damit nicht nur historische Realität auf, sondern setzt auch individuelle Fragen frei. Die Verbindung von Isolation auf einer Insel und gesellschaftlichem Umbruch verstärkt die Wucht der Kontraste. So entsteht ein vielschichtiges Bild zwischen Alltag, Herkunft und Neubeginn.
Nanning lebt mit Mutter, Tante und Geschwistern auf Amrum, während der Vater in Gefangenschaft sitzt. Er trägt Verantwortung, fängt Fische, arbeitet und sucht nach Nahrung. Der Mangel bestimmt das Leben, die Mutter verliert nach der Geburt des Kindes jede Kraft. Um das Überleben zu sichern, organisiert der Junge Tauschgeschäfte und lernt Inselbewohner kennen. Zugleich spürt er Schuld und Fragen nach Herkunft. Wie verändert ein solches Umfeld einen Heranwachsenden dauerhaft?
„Amrum“ ist ein 2025 erschienenes Drama unter der Regie von Fatih Akin. Das Drehbuch schrieb er gemeinsam mit Hark Bohm, der seine Kindheitserinnerungen als Grundlage einbrachte. Produzentin war Lara Förtsch, während Karl Walter Lindenlaub die Kameraarbeit übernahm. Den Schnitt verantwortete Andrew Bird, die Musik komponierte Stefan Goetsch alias Hainbach. Das Szenenbild stammt von Seth Turner, für das Kostümbild zeichnete Birgit Missal verantwortlich. Der Film hat eine Laufzeit von 100 Minuten und erhielt eine FSK-12-Freigabe. Gedreht wurde der Film in Hamburg, auf Amrum und in Dänemark, abgeschlossen wurden die Arbeiten Ende Juni 2024.
In den Hauptrollen spielen Jasper Billerbeck als Nanning, Kian Köppke als Hermann sowie Laura Tonke als Hille Hagener. Außerdem gehören Diane Kruger als Tessa Bendixen, Matthias Schweighöfer als Onkel Theo, Detlev Buck als Sam Gangsters und Lisa Hagmeister als Ena zur Besetzung. Die internationale Premiere erfolgte im Mai 2025 bei den Filmfestspielen in Cannes. Den deutschen Kinostart übernimmt Warner Bros Pictures Germany am 9. Oktober 2025. Für den französischen Markt ist eine Veröffentlichung am 24. Dezember 2025 durch Dulac Distribution geplant. Zudem sicherte sich Kino Lorber die Rechte für Nordamerika.
Im Frühjahr 1945 lebt der zwölfjährige Nanning Bohm mit seiner Mutter, seiner Tante und den Geschwistern auf der Insel Amrum. Die Familie floh zuvor aus dem zerstörten Hamburg, während der Vater als Offizier in Kriegsgefangenschaft sitzt. Nanning trägt nun Verantwortung und muss helfen, das Überleben zu sichern. Er geht nachts zum Fischen, arbeitet auf den Feldern und wagt sich sogar auf Robbenjagd. Seine Mutter ist hochschwanger und folgt noch immer den Parolen der Nationalsozialisten. Im Dorf begegnen sie Menschen, die trotz der Gefahr heimlich verbotene Jazzmusik hören.
Als die Kapitulation Deutschlands bekannt wird, verändert sich das Leben der Familie drastisch. Die Mutter bringt das Kind zur Welt, verfällt jedoch in eine tiefe Depression. Sie verweigert Nahrung und kann ihre Rolle kaum noch ausfüllen. Nanning versucht verzweifelt, die Familie zusammenzuhalten und seine Mutter zurück ins Leben zu holen. Mit Mut und Fantasie sucht er nach Wegen, ihr kleine Hoffnungen zu schenken. Besonders ihr Wunsch nach Weißbrot mit Butter und Honig wird für ihn zu einem Symbol. Doch gerade diese Lebensmittel sind knapp und schwer zu bekommen.
Trotz der Engpässe entwickelt Nanning einen Plan. Er beginnt, mit anderen Bewohnern der Insel zu handeln, und setzt auf Tauschgeschäfte. Mit Beharrlichkeit sammelt er Stück für Stück, was er braucht, und erlebt dabei viele Begegnungen. Unter anderem trifft er auf Sam Gangsters, einen Fischer, der ihm Einblicke in die Kultur der Insel gibt. Auch mit der friesischen Sprache kommt er in Kontakt. Schrittweise versteht Nanning, wie wichtig Zusammenhalt ist, wenn alle mit Not und Verlust kämpfen müssen. Sein Blick auf Verantwortung verändert sich spürbar.
Die Begegnungen lassen den Jungen schneller erwachsen werden, als er es sich gewünscht hätte. Besonders die Beobachtung der Robbenjagd konfrontiert ihn mit Tod und Vergänglichkeit. Gleichzeitig ringt er mit der Vergangenheit seiner Eltern, die tief im Nationalsozialismus verstrickt waren. Nanning spürt, dass er die Fehler der Erwachsenen nicht tragen kann, sich ihnen aber stellen muss. Er erkennt, dass seine Zukunft davon abhängt, eigene Werte zu entwickeln. Zwischen Hunger, Verlust und kindlicher Sehnsucht wächst er zu einem Menschen heran, der trotz aller Dunkelheit neue Hoffnung findet.
„Amrum“ setzt auf klare Bilder und eine stringente Inszenierung, die konsequent auf die Figuren fokussiert. Fatih Akin hält den Ton zurückgenommen, wodurch gerade die stillen Momente an Gewicht gewinnen. Besonders die Darstellung des jungen Nanning trägt die Handlung, weil sie mit Präzision und Natürlichkeit wirkt. Kameraarbeit und Schnitt greifen ineinander und schaffen ein dichtes Zeitgefühl. Die Musik von Hainbach bleibt dezent, unterstützt aber wirkungsvoll die Atmosphäre. So entsteht ein Film, der von Konzentration und klarer Struktur lebt.
Die Darsteller überzeugen mit durchweg kontrolliertem Spiel, das ohne Übertreibung auskommt. Diane Kruger und Laura Tonke bringen feine Nuancen ein, während Matthias Schweighöfer und Detlev Buck pointierte Nebenrollen ausfüllen. Der Schauplatz Amrum wirkt authentisch und verleiht der Handlung einen klaren Rahmen. Thematisch bindet der Film Fragen nach Verantwortung und Herkunft an persönliche Erfahrungen. Dadurch gewinnt er Relevanz, ohne plakativ zu wirken. Die Erzählung verlangt Geduld, belohnt jedoch mit einem kohärenten Gesamtbild. Sehenswert ist der Film für alle, die ein konzentriertes Drama mit präziser Gestaltung suchen.
Letzte Aktualisierung am 30.09.2025 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API