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Zu ihrer Hochphase waren mehr als 20.000 Menschen vor Ort und sorgten dafür, dass das mediale Interesse sehr groß wurde. Die Ironie daran lässt sich leicht erkennen, denn viele Teilnehmer der Pegida Bewegung hatten keine guten Worte für den Großteil der Presse, der dennoch für die entsprechende Aufmerksamkeit gesorgt hat. Man konnte zu keinem Zeitpunkt alle Teilnehmer der Demonstrationen über einen Kamm scheren, doch einte sie eine große Unzufriedenheit und starke Tendenz zur rechtsextremen Fremdenfeindlichkeit.
Das steckt bereits im Namen, der ausgeschrieben “Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes” bedeutet. Im Oktober 2014 gingen erstmals Menschen aus Dresden unter diesem Banner auf die Straße, zehn Jahre später wurde die Bewegung final aufgelöst. Doch dieses Ende hat einen bitteren Beigeschmack. Mehr zu diesem Thema in diesem Artikel.
Der Unterschied zwischen den Teilnehmerzahlen der letzten Jahre und der tatsächlichen Bedeutungslosigkeit war auch schon vor der Auflösung nicht besonders groß. Dennoch sind die Tage der Pegida-Bewegung jetzt offiziell gezählt. Der Abschluss war entsprechend nüchtern. Rund achthundert Teilnehmer waren in Dresden vor Ort, als Lutz Bachmann das letzte Mal zu diesem Zweck auf der Bühne stand.
Der selbsternannte glühende Patriot musste dafür extra anreisen, lebt er doch normalerweise auf Teneriffa. Allzu aufregend wurde es bei der letzten Kundgebung nicht mehr. Ohnehin ist die Luft schon seit vielen Jahren raus. Dennoch wurde Pegida bis zum Ende vom Verfassungsschutz Sachsen als rechtsextreme Gruppierung eingeordnet.
Die Auflösung war längst überfällig. Gegner und Kritiker haben sich schon sehr früh zusammen gefunden, doch darüber hinaus dürften auch die Leute hinter Pegida gemerkt haben, dass an dieser Stelle kein Blumentopf mehr zu gewinnen war. Ohnehin waren die Beweggründe von Pegida immer fragwürdig. Zunächst ging es inhaltlich um die drohende Islamisierung, die allerdings in dieser Form schon immer ein Märchen gewesen war. Darüber hinaus wurde beinahe alles kritisiert, was irgendwie mit den klassischen Parteien, der Regierung und der Presse zu tun hatte. Aber einen wirklichen Einfluss auf die Politik konnte man nie nehmen, trotz großer medialer Aufmerksamkeit.
Gegründet wurde Pegida von Lutz Bachmann. Im Oktober 2014 wollte man eine Gegendemonstration auf die Beine stellen, da es eine Kundgebung der Solidarität mit der verbotenen PKK gab. Schnell fanden sich weitere Mitstreiter, die sich darin einig waren, dass man etwas gegen die übernehmende Islamisierung machen müsse, die Deutschland angeblich betrifft. Statt sachlicher Kritik an der Asylpolitik gab es aber bald laute und rechtsextreme Stimmen, die ebenfalls an den Demonstrationen teilnahmen. Pegida wehrte sich gegen die Vorwürfe, als rechtsextrem eingestuft zu werden, was im weiteren Verlauf zu einer Ablehnung der Presse führte, die fortan als “Lügenpresse” bezeichnet wurde.
2015 erreichten die Demonstrationen ihren Höhepunkt, wobei mehr als 20.000 Menschen daran teilnahmen. Das Jahr war geprägt von verschiedenen Ereignissen, die das Thema Asylpolitik und Fremdenfeindlichkeit zu einem Schmelztiegel werden ließen. In diese Zeit fielen die Grenzöffnung unter Merkel als Antwort auf die Flüchtlingsfrage, die Terroranschläge in Paris und der zunehmende Zuspruch für die noch junge AfD. Diese Ereignisse sorgten noch einmal für ein Erstarken der Teilnehmerzahlen, doch nach 2016 gingen die Zahlen immer weiter zurück. Auch das mediale Interesse nahm immer weiter ab. In anderen Städten wie Leipzig und Berlin gab es Ableger, doch konnten diese nicht an die Zahlen von Pegida heranreichen.
Auch wenn die politischen Forderungen im Grunde nicht umgesetzt wurden und letztendlich die Demonstrationen ohne direkte Wirkung blieben, haben sie doch massiv dazu beigetragen, für ein Klima der Angst und des Zwiespalts im Land zu sorgen. Das ist auch heute noch zu spüren. Die AfD ist ein Beweis dafür, allerdings auch ein Grund dafür, warum die Demonstrationen nachgelassen haben. Für unzufriedene Menschen dieser Denkart gibt es jetzt eine Partei im Parlament, der sie ihre Stimme geben können. Grundsätzlich lässt sich also sagen, dass Pegida diesem Land geschadet hat, selbst wenn man im Kern den Frust mancher Menschen nachvollziehen kann.
Und auch nach der Auflösung von Pegida ist nicht damit zu rechnen, dass es konstruktiv weitergeht. Zwar wird es in der Größe ruhiger werden, doch an verschiedenen Stellen haben sich bereits andere Gruppierungen zusammengefunden, die im Geiste von Pegida weitermachen wollen. Die Rede ist dabei auch immer wieder von einer Bürgerwehr, mit der bekennende Neonazis für “Recht und Ordnung” sorgen wollen. Das politische und gesellschaftliche Klima ist also nachhaltig vergiftet worden und auch das sind Nachwirkungen von Pegida.