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„Dunkirk“ setzt nicht auf Erzählung, sondern auf Struktur. Der Film richtet den Blick auf das Fragment, nicht auf die vollständige Geschichte. Er reiht keine Biografien aneinander, sondern Entscheidungen. Damit bewegt sich der Film abseits narrativer Konventionen. Er funktioniert über Taktung, über Druck, über das Unvermeidliche. In dieser Form fordert „Dunkirk“ sein Publikum zu einer anderen Wahrnehmung heraus.
Parallel folgen drei Handlungsstränge: am Boden, zur See und in der Luft. Auf dem Strand warten junge Soldaten. Auf dem Wasser steuert ein Vater mit seinem Sohn Richtung Front. In der Luft versucht ein Pilot, trotz knapper Reserven zu helfen. Wie verändert sich Zeit, wenn jede Sekunde zählt?
Christopher Nolan übernahm bei „Dunkirk“ sowohl Regie als auch Drehbuch, während Emma Thomas und er gemeinsam produzierten. Der Film erschien 2017, dauert 107 Minuten und erhielt eine FSK 12-Freigabe. Fionn Whitehead spielt Tommy, Tom Glynn-Carney verkörpert Peter Dawson, Jack Lowden fliegt als Pilot Collins. Harry Styles tritt als Alex auf, Aneurin Barnard spielt Gibson. James D’Arcy erscheint als Colonel Winnant, Barry Keoghan als George. Kenneth Branagh verkörpert Commander Bolton und Cillian Murphy den zitternden Soldaten. Die Musik stammt von Hans Zimmer, für die Kamera war Hoyte van Hoytema verantwortlich, den Schnitt übernahm Lee Smith.
Gedreht wurde ab Mai 2016 unter anderem in Dünkirchen, Swanage, Weymouth, dem IJsselmeer sowie in Kalifornien. Nolan setzte bewusst auf analoge IMAX-Kameras und reduzierte digitale Effekte. Die Produktion verwendete Originalschiffe und historische Flugzeuge, um Authentizität zu erzielen. Der Film erhielt mehrere Auszeichnungen, darunter drei Oscars für Schnitt, Ton und Tonschnitt. „Dunkirk“ wurde zum finanziell erfolgreichsten Weltkriegsfilm seiner Zeit und erzielte weltweit über 530 Millionen US-Dollar.
Tommy, ein britischer Soldat, erreicht nach schwerem Beschuss den Strand von Dünkirchen. Dort schließen sich ihm Gibson und später Alex an. Während die Luftwaffe weitere Schiffe zerstört, versuchen die drei mehrfach zu fliehen. Ein Rettungsschiff sinkt noch im Hafen, ein anderes wird torpediert, bevor es ablegt. Immer wieder kehren sie an den Strand zurück. Kommandanten diskutieren über Optionen, doch die Rettung verläuft schleppend. Am Ufer warten Tausende, die Lage bleibt kritisch. Zwischen Hoffnung und Verzweiflung sammeln sich jene, die auf ein rettendes Boot hoffen.
Zur gleichen Zeit verlässt der Zivilist Dawson mit seinem Sohn Peter die britische Küste. Auch George, ein Jugendlicher aus der Nachbarschaft, ist mit an Bord. Auf dem Weg nach Frankreich nehmen sie einen zitternden Offizier auf, der traumatisiert und unberechenbar reagiert. Eine Auseinandersetzung endet mit Georges schwerer Kopfverletzung. Parallel dazu fliegen drei britische Piloten in Richtung Küste, um Luftschutz zu geben. Während ein Pilot abstürzt, fliegen Farrier und Collins weiter. Die Moonstone beobachtet, wie Collins abgeschossen wird. Peter kann ihn aus dem sinkenden Flugzeug befreien.
Als Tommy, Alex und Gibson in einem gestrandeten Fischerboot Zuflucht suchen, verschärft sich die Lage weiter. Ein Beschuss durch deutsche Truppen zwingt sie schließlich, das Boot wieder zu verlassen. Daraufhin beschuldigt Alex Gibson, ein Spion zu sein. Erst in diesem Moment offenbart Gibson, dass er Franzose ist und sich nur still gehalten hat, um evakuiert zu werden. Er ertrinkt, als das Boot schließlich untergeht. Am Himmel fliegt Farrier dennoch weiter, obwohl er genau weiß, dass der Treibstoff nicht reicht. Als ein Zerstörer angegriffen wird, greift Dawson ein und rettet viele Überlebende aus dem Wasser. George stirbt jedoch an Bord der Moonstone, ohne dass er je Frankreich erreicht.
Farrier schießt ein letztes Flugzeug ab, bevor er gleitend auf dem Strand landet. Anschließend zerstört er sein eigenes Flugzeug und wartet still auf seine Gefangennahme. Dawson nutzt eine Technik seines verstorbenen Sohnes, wodurch er weiteren Angriffen entkommen kann. Commander Bolton bleibt derweil zurück, um die Franzosen bei der Evakuierung zu unterstützen. Gleichzeitig erfüllt Peter Georges letzten Wunsch und sorgt für einen würdigen Nachruf. Tommy und Alex erreichen schließlich mit dem Zug die Stadt Woking. Inmitten jubelnder Menschen liest Tommy die Worte Churchills laut vor. Trotz aller Verluste wirkt die Rückkehr wie ein kleiner Sieg, während der Krieg jedoch noch lange nicht vorbei ist.
„Dunkirk“ verzichtet auf psychologische Tiefe und konzentriert sich konsequent auf Struktur und Rhythmus. Der Film ordnet drei Handlungsebenen so, dass sie ineinandergreifen, ohne sich zu vermischen. Diese Parallelität erzeugt Tempo, bleibt aber oft spröde. Figuren wie Tommy oder Farrier erhalten keine Hintergrundinformationen. Ihre Entscheidungen entstehen aus der Situation heraus, nicht aus innerer Entwicklung. Das funktioniert in Momenten großer Spannung, lässt aber wenig Raum für Identifikation. Gerade die Szene im gestrandeten Boot verdeutlicht das: Während der Wasserpegel steigt, reduziert sich alles auf Instinkt. Doch diese Reduktion wirkt zugleich distanziert.
Durchgehende Stille verstärkt die Anspannung, ersetzt aber keine erzählerische Tiefe. Der Film setzt auf Situationen statt Aussagen und zieht daraus seine Wirkung. Das gelingt, weil er die Dynamik des Moments durchhält. Dennoch fehlt es an Wärme. Die Darstellung bleibt kalkuliert, fast mathematisch. Selbst der Abschluss bleibt nüchtern: Farrier brennt sein Flugzeug ab, bevor er sich kampflos ergibt. Kein Pathos, keine Erlösung, nur Konsequenz. Genau das überzeugt auf formaler Ebene, schafft aber emotionale Leere. „Dunkirk“ beeindruckt durch Präzision, wirkt dabei aber oft wie ein Modell, nicht wie ein menschliches Erlebnis.
Letzte Aktualisierung am 7.10.2025 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API