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Wenn es um griffige Buchtitel geht, dann dürfte „Die Welt als Wille und Vorstellung“ von Arthur Schopenhauer wohl ganz weit vorne rangieren. Das 1819 erstmals erschienene Werk wurde vom bekannten Philosophen später noch einmal überarbeitet. Bis kurz vor seinem Tod ließ es sich Schopenhauer nicht nehmen, immer weiter daran zu feilen. Heute gilt das zweibändige Werk als eines der wichtigsten in der Geschichte der Philosophie, das viele weitere Denker und Künstler beeinflusst hat.
Die beiden nicht gerade einfach zu lesenden Bücher stellen den Willen als zentrale Kraft in den Mittelpunkt, auf der das Dasein beruht. Da der Wille grundlos wirkt, sieht man Schopenhauers Philosophie häufig als pessimistisch an. Folgend ein Einblick in die faszinierende Gedankenwelt des Arthur Schopenhauers, der die Philosophie damit nachträglich prägen sollte.
Das Werk Schopenhauers ist komplex und sicherlich nicht einfach mal so im Vorbeigehen zu verstehen.
Doch man kann es durchaus schnell in seinen Grundzügen erkennen, worum es geht und welche Punkte der Philosoph machen wollte.
Als Schopenhauer erstmals an diesem Buch arbeitete und es schließlich veröffentlichte, war vor allem die Vernunft im Umlauf, auf die seit der Aufklärung große Stücke gehalten wurde. Die Idee der meisten Denker zu dieser Zeit war, dass man mit der Vernunft die Welt erschließen könnte. Sie sei das oberste Werkzeug, mit dem es zu arbeiten gilt, um die Welt in ihre Bestandteile zerlegen und verstehen zu können. Damit stellte sich die Vernunft vor allem auch gegen den Glauben, der bis dahin als wichtigste Methode die Lehrmeinungen beherrschte – vor allem im Mittelalter. Doch Schopenhauer stupste eben diese Vernunft wieder vom Thron und ersetzte sie mit dem Willen, der auch noch grundlos wirken würde. Das passte nicht jedem seiner Zeitgenossen und stößt auch heute noch bei einigen auf Ablehnung.
Die Sinne bilden dabei die entscheidende Schnittstelle, denn über sie nimmt der Mensch die Welt wahr. So sieht der Mensch nicht etwa die realen Dinge, sondern bekommt lediglich über die Augen gemeldet, dass dort Dinge seien. Die Sinne sind kein unmittelbarer Zugang zur Welt, sondern sozusagen eine Brücke, die uns auch von der Welt trennt. Über den Satz vom zureichenden Grunde, einem der wichtigsten Sätze der formalen Logik, kann darauf geschlossen werden, dass es, wo es ein erkennendes Subjekt gibt, auch erkennbare Objekte geben muss. Ein solches Objekt wäre laut Schopenhauer auch der eigene Körper, den wir nur über die Sinne erkennen können.
Wenn vom Willen die Rede ist, dann geht es eben nicht um den Willen, der im alltäglichen Sprachgebrauch genutzt wird, wenn man beispielsweise davon redet, man wolle etwas essen oder trinken. Der Wille ist für Schopenhauer das „Ding an sich“, das wie eine Naturkonstante wirkt, dabei aber grundlos ausgerichtet ist, ohne jegliche Intentionen – und somit auch nicht als Gott verstanden werden kann. Der Wille ist in den menschlichen Handlungen genauso zu erkennen, wie in Naturphänomenen, wenn beispielsweise Bäume und Pflanzen nach oben wachsen. Den Willen kann der Mensch auch nicht direkt erkennen, sondern eben nur die dadurch entstehenden Konsequenzen und Phänomene.
Ohne Frage war Arthur Schopenhauer einer der ganz großen Denker der Philosophiegeschichte. Allerdings hat Schopenhauer auch immer eine Sonderrolle eingenommen, da er eben ein sehr einzigartiges Denken hatte, das weder eine vorgegebene Ansicht einfach nur stringent weiterentwickelte, noch allzu viele direkte Nachfolger fand. Geboren wurde Schopenhauer am 22. Februar 1788 in Danzig und starb im Alter von 71 Jahren am 21. September 1860 in Frankfurt am Main.
Die Einschätzung seiner Philosophie passt zu Schopenhauer, der als Einzelgänger galt. Auch wird Schopenhauer immer als pessimistisch dargestellt, was ein Weltbild war, das er neben seiner Philosophie auch im Alltag pflegte. Bekannt und beliebt ist Schopenhauer allerdings auch für seine Mitleidsethik, die auch Tiere mit einschloss.
„Die Welt als Wille und Vorstellung“ ist sicherlich keine einfache Abendlektüre, die man eben mal zwischendurch zu sich nehmen kann. Es ist ein dicker Schinken, in dem Arthur Schopenhauer zum ganz großen Schlag ausholt und von der Erkenntnistheorie beginnend sein Gedankengebilde entwirft. Laut Schopenhauer kann der Mensch nur eine Vorstellung von der wahren Welt haben, die ihrerseits vom Willen geprägt ist. Die Vernunft ist damit für Schopenhauer kein oberstes Prinzip, woraus sich auch ein pessimistisches Weltbild ergibt. Schopenhauer hat mit diesem Werk Eindruck hinterlassen und zahlreiche weitere Denker und Künstler beeinflusst.