Der andere Liebhaber

Das Werk „Der andere Liebhaber“ verbindet psychologische Anspannung mit präzisen Figurenbeziehungen, während es das Motiv der Doppelung in den Mittelpunkt rückt. Die filmische Form schafft Übergänge zwischen Klarheit und Irritation, da sie Stimmungen verdichtet und gleichzeitig innere Räume öffnet. Dadurch entsteht ein Spannungsfeld, das intime Fragilität sichtbar macht und zugleich verdeckte Konflikte an die Oberfläche führt. Die Inszenierung setzt auf fokussierte Momente, in denen Nähe unruhig wirkt und Vertrauen rasch zerbricht.

Der andere Liebhaber [dt./OV]
  • Amazon Prime Video (Video-on-Demand)
  • Marine Vacth, Jérémie Renier, Jacqueline Bisset (Schauspieler)
  • François Ozon(Regisseur) - François Ozon(Autor) - Nicolas Altmayer(Produzent)
  • Zielgruppen-Bewertung:Freigegeben ab 18 Jahren

Im Zentrum steht Chloé, die medizinische Hilfe sucht, jedoch keine klare Ursache für ihre Beschwerden erhält und deshalb Paul aufsucht, der ihr Halt bietet und ihr Leben strukturiert. Später stößt sie auf Louis, dessen Verhalten sie verwirrt und in gefährliche Situationen führt. Während beide Männer gegensätzliche Energien ausstrahlen, verstrickt sie sich immer weiter in deren Konflikt, bis ein Eingriff im Krankenhaus eine unerwartete biologische Erklärung offenlegt. Warum verdichten sich ihre körperlichen Symptome ausgerechnet in dieser Phase?

Drehorte, Regie und Besetzung von „Der andere Liebhaber“

François Ozon führte 2017 Regie und schrieb das Drehbuch zu „Der andere Liebhaber„, einem französischen Thriller-Drama mit 107 Minuten Laufzeit und einer Freigabe ab 16. Eric und Nicolas Altmayer produzierten den Film, während Philippe Rombi die Musik komponierte und Manuel Dacosse die Kamera übernahm. Laure Gardette verantwortete den Schnitt. Marine Vacth spielte Chloé, Jérémie Renier verkörperte Paul und Louis. Jacqueline Bisset trat als Mme Schenker auf, Myriam Boyer spielte Rose, und Dominique Reymond übernahm die Rolle der Gynäkologin. Der Film entstand als französischsprachiger Spielfilm und basiert lose auf dem Roman „Der Andere“.

Die Produktion nutzte Digitalfilm, da dieser manipulierbare Bilder ermöglicht. Der Film feierte am 26. Mai 2017 Premiere im Wettbewerb der Internationalen Filmfestspiele von Cannes und startete zeitgleich in Frankreich. Deutschland zeigte den Film ab dem 18. Januar 2018 im Kino. Weltkino übernahm den Verleih sowie spätere Blu-Ray-Ausgaben. Das Werk konkurrierte in Cannes um die Goldene Palme. Renier erhielt zudem eine Nominierung bei den Magritte Awards.

Handlung vom Film „Der andere Liebhaber“

Chloé Fotin arbeitet als Museumswärterin, nachdem ihre Karriere als Model gescheitert ist. Unerklärliche Bauchschmerzen quälen sie seit Monaten, doch alle medizinischen Untersuchungen bleiben ergebnislos. Ihre Gynäkologin vermutet psychosomatische Ursachen und überweist die 25-Jährige an den Psychotherapeuten Paul Meyer. In den Therapiesitzungen öffnet sich Chloé langsam, spricht über ihre Ängste, ihre Mutter und ihre Träume. Paul hört geduldig zu, analysiert behutsam, während Chloé sich in Spiegelreflexionen vervielfacht – eine Seele, zerbrochen in viele Facetten. Die Schmerzen lassen nach, doch stattdessen entwickelt sich etwas Unerwartetes: Beide verlieben sich ineinander. Paul beendet deshalb die therapeutische Beziehung, denn als Liebespaar können sie nicht gleichzeitig Therapeut und Patientin bleiben.

Wenige Monate später zieht Chloé mit ihrer Katze Milo in Pauls Wohnung ein. Das Leben scheint endlich gut zu werden, die Magenschmerzen sind verschwunden. Doch beim Auspacken ihrer Sachen entdeckt Chloé zufällig Dokumente, die zeigen, dass Paul seinen Namen geändert hat – er trägt den Nachnamen seiner Mutter statt den seines Vaters. Irritiert beginnt sie nachzuforschen. Eines Tages sieht sie auf der Straße einen Mann, der Paul zum Verwechseln ähnlich sieht. Sie folgt ihm bis zu einer Praxis, auf deren Klingelschild der Name „Louis Delord“ steht – der Nachname von Pauls Vater. Chloé erkennt schockiert: Paul hat einen Zwillingsbruder, von dem er ihr nie erzählt hat.

Geheimnisse der Vergangenheit

Von Neugier getrieben meldet sich Chloé unter falschem Namen bei Louis als Patientin an. Louis ist das genaue Gegenteil seines Bruders – arrogant, dominant, sexuell aggressiv. Während Paul sanft und zurückhaltend wirkt, ist Louis roh und hemmungslos. Trotz – oder gerade wegen – dieser verstörenden Art fühlt sich Chloé zu ihm hingezogen. Die Therapiesitzungen verwandeln sich schnell in leidenschaftliche, obsessive sexuelle Begegnungen. Chloé führt nun ein gefährliches Doppelleben zwischen den beiden Brüdern. Sie versucht herauszufinden, warum Paul ihr seinen Zwilling verschwiegen hat, während Louis ihr Bruchstücke einer dunklen Vergangenheit enthüllt. Offenbar hatte Louis sich als Teenager als Paul ausgegeben, um mit dessen Freundin Sandra zu schlafen – ein Betrug mit verheerenden Folgen, denn Sandra versuchte danach, sich das Leben zu nehmen.

Chloés psychischer Zustand verschlechtert sich zusehends. Realität und Fantasie verschwimmen, Spiegelbilder vervielfachen sich, Wahrnehmung und Täuschung werden ununterscheidbar. Ihre Bauchschmerzen kehren mit brutaler Gewalt zurück. Plötzlich bricht sie zusammen und wird mit dramatischen Symptomen ins Krankenhaus eingeliefert. Im Operationssaal entdecken die Ärzte etwas Unglaubliches: Chloé trägt einen parasitären Zwilling in ihrem Leib – einen absorbierten Fötus, der nie geboren wurde. Doch während die Chirurgen operieren, verschwimmt die Grenze zwischen medizinischer Realität und Chloés Halluzinationen endgültig. Waren Louis und all die verstörenden Ereignisse real, oder entspringen sie den Abgründen ihrer fragmentierten Psyche?

Filmkritik von „Der andere Liebhaber“

Der andere Liebhaber“ nennt sich der Film, dessen visuelle Inszenierung und psychologische Dichte deutlich spürbar wirken. Die Kameraarbeit liefert ein unheimlich klares Bild, das mit kalten Farben und scharfen Konturen ein Gefühl permanenter Unsicherheit erzeugt. In manchen Szenen verweben Licht und Schatten Realität und mentale Verwirrung geschickt, wodurch die Zuschauer ihren Blick hinter die Fassaden der Figuren lenken. Die Regie hält das Tempo ruhig, wodurch Spannungen langsam wachsen. Die musikalische Begleitung wirkt sparsam, aber effektiv, sodass sie innere Konflikte unterstreicht, ohne aufdringlich zu wirken. Die Darstellung von Figuren wirkt überzeugend und nuanciert.

Eine Szene, in der eine Figur doppelt verhüllt erscheint, wirkt dabei besonders eindrücklich: Durch geschickte Bildführung, unruhige Kamera und dramaturgische Zuspitzung entsteht klares Gefühl von Bedrohung und Ambivalenz. Die Schauspieler reagieren sichtbar auf die bedrängende Atmosphäre, was der Inszenierung Gewicht verleiht. Die Handlung verzichtet auf effekthascherische Momente. Stattdessen baut der Film psychische Spannungen auf, die lange nachwirken. Wer sich auf kühle Spannung ohne Klischees einlässt, findet hier anspruchsvolles Kino. Kritisch bleibt der zurückhaltende Rhythmus, der manche Szenen zäh wirken lässt.

Letzte Aktualisierung am 1.12.2025 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API

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