Women Without Men

Women Without Men“ ist der Debütfilm der iranischstämmigen Künstlerin Shirin Neshat und basiert auf dem gleichnamigen Roman von Sharnush Parsipur. Der Film spielt im Teheran des Jahres 1953 und zeigt das Leben von vier Frauen in einer Zeit politischer Unruhe. Munis, eine der Hauptfiguren, sieht im Suizid den einzigen Ausweg aus einem Leben unter der Kontrolle ihres strenggläubigen Bruders. Parallel dazu flieht die junge Prostituierte Zarin aus ihrem bedrückenden Alltag und sucht verzweifelt nach einem Ort der Reinheit und Ruhe.

Während Fakhri, eine kunstbegeisterte Frau, ihren Mann verlässt, um ein neues Leben zu beginnen, kämpft Munis‘ Freundin Faezeh mit ihrer unerfüllten Liebe und der politischen Situation. Die verschiedenen Schicksale der Frauen verflechten sich in einem magischen Garten, der als Symbol für Freiheit und Neuanfang dient. Die politischen Unruhen in Teheran und der Kampf um persönliche Freiheit stehen im Mittelpunkt dieses visuell beeindruckenden Films. Wie beeinflusst die politische Situation das Leben dieser vier Frauen und welche Entscheidungen treffen sie, um ihre eigene Freiheit zu erlangen?

Drehorte, Regie und Besetzung von „Women Without Men“

Women Without Men“ ist ein Drama und Historienfilm aus dem Jahr 2009, der unter der Regie von Shirin Neshat entstand. Das Drehbuch schrieben Neshat und Shoja Azari, während die Produktion von Susanne Marian, Martin Gschlacht und Philippe Bober übernommen wurde. Der Film basiert auf dem gleichnamigen Roman von Shahrnush Parsipur und feierte seine Premiere bei den 66. Filmfestspielen von Venedig. Die Musik komponierte Ryūichi Sakamoto und die Kameraarbeit führte Martin Gschlacht aus. Der Film hat eine Dauer von 95 Minuten und ist ab 12 Jahren freigegeben.

Die Hauptrollen sind mit Shabnam Tolouei als Munis, Pegah Ferydoni als Faezeh, Arita Shahrzad als Fakhri, Orsolya Tóth als Zarin, Bijan Daneshmand als Abbas und Shahrnush Parsipur als Zuhälterin besetzt. Gedreht wurde der Film in Marokko, wobei Casablanca als Stellvertreter für Teheran diente. „Women Without Men“ gewann den Silbernen Löwen für die beste Regie sowie den Preis der UNICEF und den Premio Mimmo Rotella. Beim Österreichischen Filmpreis 2011 wurden Katharina Wöppermann für das beste Szenenbild und Martin Gschlacht für die beste Kamera ausgezeichnet. Der Kinostart im deutschsprachigen Raum erfolgte am 1. Juli 2010.

Handlung vom Film „Women Without Men“

Der Film beginnt mit dem Sturz von Munis vom Dach des Hauses, in dem sie bei ihrem Bruder lebt. Sie sieht darin den einzigen Ausweg aus einem Leben unter der Kontrolle ihres strenggläubigen Bruders oder irgendeines Mannes, an den er sie verheiraten will. Es folgt eine Rückblende zu einem Zeitpunkt, als sie vor dem Radio sitzt und Nachrichten verfolgt. Der Ort ist Teheran im Jahr 1953, und Premierminister Mossadegh gerät wegen der Nationalisierung der Ölindustrie unter Druck. Ihr Bruder befiehlt ihr, das Radio auszuschalten, um sich auf eine Heirat vorzubereiten. Als sie ihn ignoriert, reißt er das Kabel heraus und droht ihr Gewalt an.

Zur gleichen Zeit wird Zarin, eine junge Prostituierte, von der Bordellbetreiberin gedrängt, Kunden zu bedienen. Abwesend und traurig erträgt sie die Berührungen eines Kunden, bis sie bemerkt, dass er kein Gesicht hat. Entsetzt flieht sie aus dem Bordell, irrt durch die Straßen und findet Zuflucht in einem Badehaus. Dort beginnt sie, sich intensiv zu waschen, um ihre besudelte Haut wegzureiben. Zarin verletzt sich dabei, da sie versucht, sich von ihrer Vergangenheit zu reinigen. Schließlich verlässt sie das Badehaus und wandert ziellos durch die Stadt, bis sie einen bewachsenen Garten außerhalb Teherans erreicht.

Politischer Umsturz in Teheran

Fakhri, eine kunstbegeisterte Frau, besucht eine Feier zu Ehren ihres Ehemanns, eines Generals. Bei dieser Veranstaltung trifft sie einen alten Jugendfreund wieder, der sie an ihre künstlerische Jugend erinnert. Zu Hause kommt es zum Streit mit ihrem Mann, der jüngere Geliebte in Betracht zieht. Fakhri entscheidet sich, ihren Mann zu verlassen und auf ein Gut außerhalb der Stadt zu ziehen. Dort findet sie Zarin, die sich im Teich des Gartens erholt. Mit Hilfe eines alten Gärtners pflegt sie Zarin gesund und richtet sich in ihrem neuen Zuhause ein. Ihre Lieder locken schließlich auch Faezeh an, die im Garten Zuflucht sucht.

In Teheran findet ein von britischen und amerikanischen Geheimdiensten unterstützter Militärputsch statt. Mossadegh wird gestürzt, und die neue Regierung übernimmt die Macht. Munis erlebt die Brutalität des Umsturzes und wird Zeugin eines Mordes an einem jungen Soldaten. Fakhri veranstaltet auf ihrem Anwesen ein Fest, bei dem Soldaten unerwartet erscheinen und die Gäste einschüchtern. Trotz der anfänglichen Spannungen wird die Atmosphäre durch Musik gelöster. Fakhri singt ein Lied, doch die Feier endet abrupt, als Zarin stirbt. Am nächsten Morgen tritt Fakhri vor ihr neues Haus und sieht die Überbleibsel des Fests, während in der Stadt der Widerstand brutal niedergeschlagen wird.

Filmkritik von „Women Without Men“

Shirin Neshats Debütfilm „Women Without Men“ basiert auf dem Roman von Sharnush Parsipur und erhielt beim 66. Internationalen Filmfestival von Venedig den Silbernen Löwen für die beste Regie. Der Film beleuchtet das Leben von vier Frauen im Teheran des Jahres 1953. Trotz seiner beeindruckenden Bildsprache zeigt der Film Schwächen in der Charakterentwicklung. Die Nebenfiguren wie Generäle, Kommunisten und Künstler wirken oft zu stereotyp und ihre Dialoge hölzern. Keine der Hauptfiguren durchläuft eine psychologisch nachvollziehbare Entwicklung. Eine Ausnahme bildet Fakhri, die durch ihre Ambivalenz zwischen unglücklicher Liebe und Nähe zu westlich geprägten Kreisen am meisten Profil gewinnt.

Neshat versucht ein ungewöhnliches Experiment, indem sie konkrete politische Themen mit magischem Realismus verbindet. Der Film thematisiert die iranische Gesellschaft in einer kurzen Phase der Freiheit, Frauenrechte und den Zusammenhang zwischen westlichem Imperialismus und islamistischem Fundamentalismus. Diese Erzählweise, die eher Gefühl als nüchterne Überlegung hervorruft, erinnert an Emir Kusturicas „Underground“. „Women Without Men“ taugt nicht als politischer Diskussionsbeitrag, da der Film gesellschaftliche und persönliche Traumata atmosphärisch dicht vermischt. Dies gelingt nicht immer schlüssig und wirkt manchmal oberflächlich, doch insgesamt überzeugt der Film.

Letzte Aktualisierung am 27.07.2024 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API

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