Idealismus und Kunst – Der Victor Jara Verein Leipzig

Idealismus und Kunst - Der Victor Jara Verein Leipzig

Zu den ersten Opfern faschistischer Ideologien gehören die Kunst und deren ausführende Organe. Freies Denken äußert sich nicht nur in der freien Meinungsäußerung, sondern auch in Liedern, Bildern und anderen Kunstwerken. Wer die Kunst angreift, zielt auf die Künstler und damit letztendlich auch auf den Menschen selbst ab. Víctor Jara ist ein berühmtes Opfer solcher ideologischer Feigheit, da er 1973 aufgrund seiner Werke und Ansichten von Soldaten ermordet wurde.

Der chilenische Künstler Jara gilt bis heute als einer der wichtigsten Künstler und Aktivisten des 20. Jahrhunderts. Verschiedene Institutionen und Vereine tragen seinen Namen. Dazu gehört auch der Victor Jara Verein aus Leipzig, der sich ideell dem Künstler verbunden fühlt. Mehr zum Verein und Víctor Jara gibt es im Folgenden zu erfahren.

Der Verein Victor Jara – Victors Garten

Der Verein Victor Jara - Victors GartenIn Leipzig gibt es den Verein Victor Jara – Victors Garten, der seine Ursprünge in den sechziger Jahren hat und sich für verschiedene Künstler einsetzt, egal ob Schauspiel, Musik oder Malerei. In den entsprechenden Räumlichkeiten gibt es Ateliers und Proberäume, außerdem finden regelmäßig im Kellergewölbe verschiedene Bühnenshows und Konzerte statt. Der Verein wählt absichtlich einen breit gestreuten Ansatz zur Kulturvermittlung und setzt dabei auf eine große Vielfalt.

Das heutige Gebäude stammt aus dem Jahr 1824 und war ursprünglich eine Brauerei. Später wurde das Gebäude umgestaltet und ist heute eine der ältesten Veranstaltungsstätten in Leipzig. In den sechziger Jahren gründete die FDJ hier den Jugendclub Victor Jara, der später Victors Garten genannt wurde. Dann allerdings verfiel das Objekt für mehrere Jahre, ehe es in den achtziger Jahren wiederbelebt wurde und der Verein seine Aufgaben wieder ins Leben rief, um Kultur- und Kunst zu vermitteln.

Street ArtAffair Kunstveranstaltung

In Leipzig findet regelmäßig die Veranstaltung Street ArtAffair statt, an der auch immer wieder der Victor Jara Verein beteiligt ist. Hauptverantwortlich ist allerdings der Verein Kultiviert Anders!, der zusammen mit dem Projektteam der Street ArtAffair arbeitet. Es handelt sich um eine Kultur- und Kunstveranstaltung, bei der es um Streetart, Fotografie, Musik, Film und Mode geht.

Es gibt beispielsweise Modenschauen, Filmvorführungen, eine Vernissage, Dokumentationen und Fotoshows. Kultiviert Anders! ist ein junger Kulturverein, dessen Arbeit sich oftmals mit der des Victor Jara Vereins überschneidet. Auch das Gelände des Vereins wird immer wieder für Events der Street ArtAffair genutzt.

Wer war Víctor Jara?

Wer war Víctor Jara?Wer war dieser Mann, der heute weltberühmt ist und nach dem sogar ein Stadion benannt wurde? Die Berühmtheit hängt leider auch mit einem tragischen Ende zusammen, da Víctor Jara am 16. September 1973 auf brutale Weise ermordet wurde. Er kam 1932 in Lonquén bei Santiago de Chile zur Welt und fand schnell seinen Weg zur Musik. Er interessierte sich vor allem für Folklore und traf später auf die Sängerin Violeta Parra, die ein Café betrieb, in dem er auftreten konnte. Zuvor hatte er außerdem Schauspiel an der Universidad de Chile studiert. Seine erste Komposition, das Lied “El cigarrito”, wurde bereits ein größerer Erfolg. 1960 erfolgte die Hochzeit mit Joan Alison Turner.

Früh setzte sich Jara politisch ein und wurde in der kommunistischen Partei Chiles der Leiter der dortigen Künstlersektion. Dabei setzte er sich für Salvador Allende, der Chiles Präsident zwischen 1970 und 1973 war, sowie das Wahlbündnis Unidad Popular ein. Er nutzte seine Kunst, um auf soziale Ungerechtigkeiten hinzuweisen und wurde so zu einem wichtigen Vertreter des “neuen Liedes“ in Südamerika. Neben seiner musikalischen Vielfalt gab es auch seine Tätigkeit als Theaterregisseur. In diesem Zuge setzte er unter anderem auch “Der kaukasische Kreidekreis” von Bertolt Brecht um. Ein jähes Ende seiner Tätigkeiten folgte mit dem Militärputsch unter Augusto Pinochet.

Die Ermordung Víctor Jaras

Am 11. September 1973 gab es den Militärputsch unter Augusto Pinochet, der Chile bis 1990 als Diktator beherrschte. Präsident Salvador Allende starb bereits am ersten Tag des Putsches durch Suizid, Víctor Jara wurde einen Tag später an der Universität von Santiago festgenommen und ins Estadio Chile gebracht. Dort wurde er mehrere Tage gefoltert und ihm wurden die Hände gebrochen, damit er keine Musik mehr spielen konnte. In diesen Tagen verfasste er sein letztes Gedicht “Somos cinco mil” – Wir sind fünftausend! Am 16. September 1973 forderten ihn Soldaten auf, ein Lied zu singen. Jara stimmte das Kampflied “Venceremos” an, was “wir werden siegen” bedeutet. Daraufhin wurde er noch einmal misshandelt und schließlich erschossen. Später wurden 44 Gewehrschüsse gezählt.

Seit 2003 trägt das Estadio Chile, wo der Künstler ermordet wurde, den Namen Estadio Víctor Jara. Seit 1994 gibt es außerdem die Víctor-Jara Stiftung, die von Jaras Witwe Joan Alison Turner ins Leben gerufen wurde. Einige Soldaten, die an der Misshandlung und Ermordung beteiligt waren, wurde viele Jahre später zu Gefängnisstrafen verurteilt. Pedro Barrientos Núñez, der als Haupttäter gilt, wurde 2016 verurteilt und schließlich 2023 ausgeliefert. Zahlreiche Künstler wie Bruce Springsteen oder auch Joan Baez wurden von Jara beeinflusst. Auch ein Asteroid wurde nach dem chilenischen Künstler und Friedensaktivist benannt.

Fazit zu Jaras Verein in Leipzig

Fazit zu Jaras Verein in Leipzig Der chilenische Musiker und politische Aktivist Víctor Jara wurde 1973 brutal im Zuge des Militärputsches unter Pinochet ermordet. Auch wenn der Künstler nur 40 Jahre alt werden konnte, lebt sein Vermächtnis weiter. Unter anderem in Form des Victor Jara Vereins in Leipzig, der sich der vielfältigen Kulturvermittlung verschrieben hat. Vor Ort gibt es für Künstler die Möglichkeit für Musik, Malerei und Schauspiel.

Mit dieser Arbeit verbindet der Verein die Erinnerung an den berühmten Freiheitskämpfer und will künstlerische Entfaltung in all ihren Facetten fördern. In politisch unruhigen Zeiten ist es besonders wichtig, dass Kunst und Kultur als wichtige Marker menschlicher Freiheit wahrgenommen werden, die oftmals als erstes in Angriff genommen werden. Ob sich Jara auch mit der Entschlüsselung des Voynich Manuskript beschäftigte, ist wohl weiterhin rein spekulativ.