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„Nickel Boys“ beginnt in Florida während der 1960er Jahre, einer Zeit politischer Spannungen und sozialer Ungleichheit. Im Mittelpunkt steht Elwood Curtis, ein junger Schüler, der große Hoffnungen hegt und von seinem Umfeld gefördert wird. Doch ein folgenschweres Missverständnis wirft sein Leben aus der Bahn. Statt eines Studiums erwartet ihn die Nickel Academy, ein Heim mit strenger Ordnung und harter Realität. Elwood versucht, seinen Prinzipien treu zu bleiben, obwohl Gewalt und Willkür den Alltag bestimmen.
In der reformpädagogisch getarnten Einrichtung trifft Elwood auf Turner, dessen Überzeugungen kaum gegensätzlicher sein könnten. Während Elwood Gerechtigkeit sucht, glaubt Turner nicht an Veränderungen. Die beiden Jugendlichen teilen das Schicksal, aber nicht dieselben Ziele. Ihre gemeinsame Zeit wird geprägt von Konflikten, Misstrauen und wachsender Verbundenheit. Als die Missstände im Heim nicht mehr zu ertragen sind, muss einer von ihnen eine Entscheidung treffen, die alles verändert. Hält eine Überzeugung auch dann stand, wenn sie das eigene Leben gefährdet?
Der Film „Nickel Boys“ erschien 2024 unter der Regie von RaMell Ross und basiert auf dem gleichnamigen Roman von Colson Whitehead. In seinem Spielfilmdebüt arbeitete Ross erneut mit Joslyn Barnes zusammen, die auch das Drehbuch mitverfasste. Die Hauptrollen übernahmen Ethan Herisse als Elwood Curtis und Brandon Wilson als Turner. Daveed Diggs spielte Elwood als Erwachsenen. Aunjanue Ellis-Taylor verkörperte Hattie, Fred Hechinger übernahm die Rolle des Harper, Hamish Linklater spielte Spencer. Weitere Darsteller waren Robert Aberdeen als Mr. Goodall und Gralen Bryant Banks als Blakeley. Die Filmmusik komponierten Scott Alario und Alex Somers. Jomo Fray übernahm die Kameraarbeit, Nicholas Monsour den Schnitt. Der Film dauert 140 Minuten und erhielt in Deutschland eine FSK 16-Freigabe.
Gedreht wurde „Nickel Boys“ mit unterschiedlichen Objektiven, um Perspektivwechsel visuell zu unterstreichen. Einige Szenen zeigen die Handlung abwechselnd aus Elwoods und Turners Blickwinkel. Der Film feierte seine Premiere beim Telluride Film Festival und lief später in den US-Kinos an. Bei der Oscarverleihung 2025 erhielt der Film Nominierungen als Bester Film und für das Beste adaptierte Drehbuch. „Nickel Boys“ wurde vielfach ausgezeichnet, darunter von der African-American Film Critics Association und der National Society of Film Critics. Besonders die Kameraarbeit von Jomo Fray erhielt wiederholt Anerkennung. Weltweit spielte der Film 3,2 Millionen US-Dollar ein.
Elwood Curtis wächst im Florida der 1960er Jahre auf, wo Rassentrennung den Alltag bestimmt. Seine Lehrer erkennen sein Potenzial und fördern ihn, während seine Großmutter vor den Gefahren der Bürgerrechtsbewegung warnt. Trotz ihrer Sorgen lässt sich Elwood von den Idealen Martin Luther Kings leiten. Nach seiner Aufnahme in ein Förderprogramm für begabte Schüler wird er durch eine zufällige Begegnung mit einem Autodieb fälschlich verhaftet. Statt das College zu besuchen, landet Elwood in der berüchtigten Nickel Academy, einem sogenannten Erziehungsheim.
In der Nickel Academy erlebt Elwood die bittere Realität systemischer Ungleichheit. Schwarze Jugendliche hausen in baufälligen Baracken, während Weiße besser untergebracht werden. Bildung bleibt eine Illusion, Gewalt der Alltag. Obwohl der Direktor Spencer Entlassungen bei gutem Verhalten verspricht, bleibt Elwood gefangen. Seine Großmutter versucht vergeblich, ihn zu befreien. Ein Anwalt, den sie beauftragt, hintergeht sie. Elwood findet Trost in Büchern, die ihm Spencers Frau schenkt, und in der Freundschaft zu Turner, einem anderen Schüler mit einem pragmatischen Blick auf die Welt.
Gemeinsam erleben die beiden Jungen Demütigungen, Misshandlungen und Übergriffe. Elwood führt heimlich ein Tagebuch über die Zustände. Er überzeugt Turner, die Notizen an eine Kontrollinstanz zu übergeben. Als das keine Wirkung zeigt, droht ihm der Tod. Turner warnt ihn und unterstützt seinen Fluchtversuch. Beide fliehen mit Fahrrädern, doch die Schule setzt sie unter Druck. Elwood wird gefasst und erschossen. Turner überlebt und erreicht später Elwoods Großmutter, der er die Wahrheit berichtet.
Turner nimmt schließlich Elwoods Namen an und führt in New York ein neues Leben. Er heiratet, gründet ein Unternehmen und lebt ruhig weiter. Doch als Jahrzehnte später Massengräber auf dem Gelände der Nickel Academy entdeckt werden, kehren die Erinnerungen zurück. Die Enthüllung bewegt ihn dazu, seine Geschichte öffentlich zu machen. Damit wird die lange verdrängte Wahrheit über das Heim und das Schicksal vieler schwarzer Jungen bekannt. Turners Zeugnis markiert einen Wendepunkt in der Aufarbeitung.
„Nickel Boys“ überzeugt durch seine präzise Inszenierung und die unaufdringlich klare Bildsprache. Regisseur RaMell Ross verbindet historische Kontextualisierung mit einer intimen Charakterstudie, ohne dabei plakativ zu wirken. Die Darstellung von Elwood Curtis lebt von Ethan Herisses zurückhaltender, aber eindringlicher Mimik. Die Kameraarbeit von Jomo Fray wirkt durchdacht und unterstützt die verschiedenen Zeitebenen mit ruhiger Konsequenz. Besonders auffällig bleibt die differenzierte Gegenüberstellung der Figuren Elwood und Turner, deren Ideale und Überzeugungen miteinander kollidieren. Auch Daveed Diggs bringt als erwachsener Elwood eine glaubwürdige Tiefe in die Rückblenden ein. Der Schnitt bleibt unauffällig, strukturiert jedoch die Übergänge zwischen Jahrzehnten konsequent.
Inhaltlich arbeitet der Film die Themen systemischer Rassismus, Verrat und Erinnerung mit großer Genauigkeit auf. Die Gewalt an der Nickel Academy wird nüchtern, aber wirkungsvoll gezeigt. Aunjanue Ellis-Taylor gelingt es, selbst mit wenigen Szenen emotionale Tragweite zu erzeugen. Die Musik bleibt dezent und wirkt nie aufdringlich. Ross verzichtet bewusst auf dramatische Zuspitzung, was der Glaubwürdigkeit dient. Das Ende schafft einen ruhigen, aber nachhallenden Abschluss. „Nickel Boys“ stellt klare Verhältnisse her und verlässt sich auf die Stärke seiner Bilder.
Letzte Aktualisierung am 26.09.2025 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API