Casting-Shows – das Ende des guten Fernsehens

Mädchen sitzt mit Gitarre auf dem Schoß auf der Straße

Mit dem neuen Jahrhundert zogen ins Fernsehen die Casting-Shows ein. Alles fing an mit American Idol in den USA, dessen Idee wiederum vom amerikanischen Fernsehen von den Briten gekauft worden ist. Seitdem hat so gut wie jedes Land dieser Welt diese Casting-Singer Show. Es ist ein recht einfaches Vorgehen: Die besten Singer kommen weiter bis in die Top 20, danach entscheidet das Publikum, wer der nächste Superstar ist. Eine Sing-Show reichte aber nicht aus. Es ging weiter mit X-Factor, Popstars, The Voice und so weiter und so weiter. Nach fast 20 Jahren könnte man meinen, dass die Zuschauer langsam genug haben. Anscheinend jedoch nicht. Sobald eine von ihnen abgesetzt wird, kommen zwei neue Shows aus dem Nichts hervor. Warum funktionieren diese Shows so gut?

Wie Casting-Shows funktionieren

Jede Casting-Show hat drei Phasen, um Zuschauer anzulocken und diese dann auch zu behalten. Der Sender muss Geld reinbringen mit guten Einschaltquoten und natürlich alle 15 Minuten circa 8 Minuten Werbeeinschaltungen. Menschen im Allgemeinen sind fasziniert bei anderen Menschen, die sich vor laufender Kamera jede Woche oder sogar täglich zum Affen machen, weil sie glauben, sie seien der nächste Superstar. Der Zuschauer braucht dieses Entertainment, da anscheinend Filme oder Serien nicht Entertainment genug sind oder weil ihr eigenes Leben so erbärmlich langweilig ist, dass sie sich nach Sehen der Sendung besser fühlen. Je untalentierter jemand ist desto besser.

Das reicht allerdings nicht aus, um die Zuschauer bei Laune zu halten. Sie wollen Drama, Entrigen, Lügen und bestenfalls Skandale. Wenn die Talente in der Show nicht dafür sorgen, muss die Produktion dafür sorgen. Die letzte Phase ist dann die spannendste für die Zuschauer und die Talente selbst. Der Zuschauer hat eine intime Verbindung zu den noch verbleibenden Talenten aufgebaut und drückt die Daumen für seinen Liebling. Im besten Fall kann er sogar mit einem Anruf demokratisch entscheiden, wer als Gewinner hervorgehen soll. Der Gewinner hofft auf ein Leben voll Glamour, Jet Set und Geld. Wenn sie Glück haben sie einen Hit oder sind bekannt für zwei Wochen bis sie wieder in Vergessenheit geraten. Das Beste was ihnen passieren kann, zur nächsten Casting Show eingeladen zu werden. Entweder als B-Promi im Dschungelcamp oder als Juror.

Was steckt hinter Casting-Shows?

Der Ruhm und der Erfolg der Gewinner bleibt nur von kurzer Dauer. Wie Andy Warhol einmal sagte. „Jeder bekommt seinen 15 Minuten Ruhm.“ Der Erfolg der Shows hält dabei umso länger an. Die meistens laufen seit Jahrzehnten und hören und hören nicht auf. Die Kultur, dass jeder das Zeug zum Superstar hat, aber dafür nicht arbeitet, sondern lieber sich als Opfer der Show hinstellt, da es schneller geht, ist daraus entstanden. Am Ende bleibt nur Enttäuschung vom ersten Talent, dass als erstes gehen musste bis zum Gewinner, der schon am nächsten Tag realisieren muss, dass das wahre Showbizz ganz anders ist, als es ihm oder ihr von der Show vorgegaukelt worden ist.

Kritikermeinung zu Casting-Shows

Kritik wurde an diesen Castingshows geübt seit die erste über den Bildschirm flackerte. Diese Kritik kommt nicht nur von den Teilnehmern, sondern Wissenschaftler und Media Experten versuchen sich einen Reim auszumachen, warum Menschen sich dieses so genannte „Melk-Prinzip“ der Fernsehsender antun auf der Zuschauerseite wie die Talente. Warum sagen wir über uns selbst am Tag, dass wir moralische gute Menschen sind, während wir abends uns amüsieren bei der Vorführung von Menschen, die es noch nicht mal bemerken. Alles nur für Quoten und Geld.

Vor allem junge Zuschauer halten an diesen Emotionen, die sie während der Show erleben fest. Sie leiden mit ihnen, freuen sich mit ihnen und weinen manchmal sogar mit ihnen. Die Talente wachsen zu ihren Vorbildern heran, obwohl sie bereits noch nichts Großes geleistet haben. Dennoch haben sie die Zuschauer in Griff, da diese selbst nichts anderes sind. Schüler, Studenten, Arbeitnehmer, wie die Talente selbst.

Casting-Shows Retortenband

Im Bereich der Musikindustrie ist es nichts Neues, ganz normale Menschen mit einer guten Singstimme zusammengewürfelt werden und Musik machen sollen. Dies passierte nicht in der Öffentlichkeit, sondern im Geheimen in den Büros der Manager, Plattenfirmen und Produktionen. So entstanden die Bands wie „The Monkees“ in den 60ern, Village People, Boney M., Milli Vanilli und New Kids on the Block. Alles wurde von dem Musikstudio bestimmt: Der Musikstil, meistens Popmusik, was die große Masse reizen sollte, das Aussehen und der Vertrag. Text und Musik wird von dritten geschrieben. Die Bandmitglieder mussten nur singen. Die meisten Bands hatten einen riesigen Erfolg, allerdings nur für kurze Zeit. Musik ist nicht mehr Kunst, sondern ein kommerzielles Produkt, durch Castingshows noch verschlimmert.