Bringt das neue Gesetz mehr Casinos nach Deutschland?

Neues Casino Gesetz

Auf dem Glücksspielmarkt werden die Karten neu gemischt. Ab Jui 2021 gilt der neue Glücksspielstaatsvertrag, der jüngst von den Bundesländern unterzeichnet wurde. Damit werden erstmals in der gesamten Bundesrepublik Online-Casinos erlaubt, die bisher lediglich in Schleswig-Holstein das Ja der Kieler Landesregierung erhalten hatten.

Bislang ist in ganz Deutschland lediglich das Spiel in den landbasierten, staatlichen Casinos oder nach dem Spielautomatengesetz an streng regulierten Spielautomaten in Spielhallen, Gastronomiebetrieben und Wettbüros erlaubt, während innerhalb der EU online bei Anbietern mit Lizenzen aus einem der Mitgliedsländer gezockt werden darf.

Die Genehmigung des Glücksspielstaatsvertrag

Die Genehmigung von Online-Glücksspiel war auch deshalb jahrelang innerhalb der Länderregierungen debattiert worden. Knackpunkte waren der Schutz von Minderjährigen und die potenzielle Suchtgefahr.

Um für die Einhaltung strikter Schutzmaßnahmen zu gewährleisten, ist eine eigens für die Branche geschaffene Aufsichtsbehörde vorgesehen, die ihren Sitz voraussichtlich in Sachsen-Anhalt haben wird.

Für die Bundesrepublik bedeutet der neue Glücksspielstaatsvertrag Zugriff auf einen lukrativen Markt mit entsprechenden Steuereinnahmen. Weil Geld an den Fiskus nur im Land des Lizenzgebers fließt, hat Deutschland bislang auf Millioneneinnahmen verzichtet. Dabei ist die Bundesrepublik einer der größten Märkte für die Branche.

Allein im vergangenen Jahr wurden in Deutschland die kumulierten Umsätze aus Lotterien, Sportwetten, Casinos und Spielautomaten auf rund 2,2 Milliarden Euro geschätzt. Die Tendenz zeigt steil nach oben. Bis zum Jahr 2024 sollen Experten zufolge die Umsätze um 50 Prozent auf 3,3 Milliarden Euro zulegen. Davon fließt ein nicht unerheblicher Teil an die Staatskassen.

Casino Gesetz über den neuen Glücksspielstaatsvertrag

Um sich diese Einnahmen zu sichern und gleichzeitig den Verbraucherschutz überwachen zu können, sieht der neue Glücksspielstaatsvertrag vor, nur Online-Casinos mit Lizenz aus Deutschland für das virtuelle Zocken freizugeben. Damit folgt die Bundesrepublik unter anderem dem Schweizer Vorbild, das den Eidgenossen ebenfalls nur das Glücksspiel bei Anbietern aus dem eigenen Land erlaubt. Den deutschen Zockern ist das zu einer großen Mehrheit recht. Bei einer Umfrage sprachen sich 62 Prozent der Befragten dafür aus, deutsche Online-Casinos besuchen zu wollen.

Lizenzen aus Malta, Gibraltar oder Großbritannien

Doch nicht nur die Kundschaft aus dem eigenen Land macht die Bundesrepublik attraktiv als möglichen Standort für neue Online-Casinos. Während ein erklecklicher Anteil der virtuellen Spielbanken ihre Lizenz in Malta oder Gibraltar erhalten hat, ist letzterer Standort aufgrund von Brexit ab Ende 2020 nicht mehr Teil der EU. Das bedeutet, dass dort ansässige Online-Casinos bald nicht mehr die legalen Voraussetzungen für das Spiel innerhalb der EU besitzen.

Obwohl sämtliche Anbieter innerhalb der EU einheitliche Richtlinien und Auflagen erfüllen müssen, ist das Vertrauen in die deutsche Gesetzgebung und Überwachung auch international von jeher stark. Das macht die Bundesrepublik interessant, selbst wenn die erhobenen Steuern auf den Bruttospielertrag höher ausfallen sollten als in einigen Konkurrenzländern. Während die Gewinne für die Spieler steuerfrei sind, hält der Staat bei den Anbietern die Hand auf.

Bislang fallen in Deutschland 20 Prozent der Umsätze bei Lotterien auf die Lotterieabgabe an. Bei Rennwetten und Sportwetten sind es jeweils fünf Prozent, und die Vergnügungssteuer bei Spielautomaten wird auf Landesebene festgelegt und erhoben. Die Einnahmen kommen dadurch allen Bürgern zugute, ob sie nun dazu beigetragen haben oder nicht.

Sobald der neue Staatsvertrag in Kraft tritt und in Deutschland zugelassene Online-Casinos operieren, dürfen ausländische Bewerber ohne deutsche Lizenz sich nicht mehr an die Bundesbürger richten. Um die einheimischen Zocker zu schützen, werden außerdem landesweit gültige Sperrdateien eingerichtet, in denen auffällige Spieler gelistet werden. Außerdem können sich Zocker freiwillig in diese Datei aufnehmen und dadurch im ganzen Land fürs Glücksspiel sperren lassen. Damit der Spaß beim Spiel bleibt und nicht Haus und Hof verzockt werden, wird außerdem ein monatliches Einsatzlimit von 1000 Euro für sämtliche Formen des Glücksspiels festgesetzt, vom Samstagslotto bis zum Fußballtoto und Online-Poker.

Für landbasierte Casinos ändert sich nichts

Für landbasierte Casinos, die in Deutschland eine lange Tradition haben, ändert sich durch den kommenden Glücksspielstaatsvertrag nichts.

Die Bundesrepublik besitzt mit der 1720 gegründeten Spielbank Bad Ems und dem 1824 fürs Spiel eröffneten Casino im Kurhaus Baden Baden zwei der ältesten und renommiertesten Spielbanken Europas. Gekrönte Häupter, Dichter, Denker, und die Reichen und Schönen der Welt haben sich im Laufe der Jahrhunderte in den eleganten Sälen amüsiert. Die Einnahmen haben sowohl den jeweiligen Regenten wie der lokalen Wirtschaft auf die Sprünge geholfen.

Glücksspiel Automaten

Weil das Glücksspiel fast so alt ist wie die Zivilisation – gezockt wurde bereits in der Antike nach Herzenslust –, ist auch die Idee, den Staat am Umsatz zu beteiligen, nicht neu. Den Anfang machten bereits im 16. und 17. Jahrhundert Lotterien, deren Erlöse unter anderem in den Wiederaufbau abgebrannter Städte sowie den Bau von Kirchen, Armenhäusern und Zuchthäusern flossen. Eberhard Ludwig, Herzog zu Württemberg, richtete schlauerweise eine Leibrentenlotterie ein, mit deren Einnahmen er 1704 sogar den Bau seines Schlosses finanzierte. Zahlenlotto gibt es ebenfalls bereits seit dem 17. Jahrhundert. Aus dem gleichen Jahrhundert datiert das als erstes richtiges Casino geltende Ridotto in Venedig, obwohl es konzessionierte Spielhäuser in Europa bereits ab dem 13. Jahrhundert gab.

Spielautomaten mit Walzen wurden Ende des 19. Jahrhunderts in den USA erfunden. Sie sind noch heute in den allgegenwärtigen Slotmaschinen wiederzuerkennen. Online-Casinos gibt es seit den 90er Jahren, doch erst mit der Ausbreitung des Internets und dem rapiden Zuwachs in der Geschwindigkeit und dem Volumen des Datentransfers setzten sich die virtuellen Spielbanken durch. Das gilt auch für Deutschland, selbst schon vor der Unterzeichnung des neuen Glücksspielstaatsvertrags. Der große Unterschied ist, dass künftig die Unsicherheit wegfällt, was die Rechtslage beim Zocken betrifft.