Inhalt:
„Abigail“ verknüpft klassische Muster des Horrorkinos mit Elementen des Gangsterfilms. Das Werk greift Motive wie Isolation, Gewalt und Transformation auf, die seit Jahrzehnten im Genre präsent sind. Gleichzeitig verschiebt es die Perspektive, indem es scheinbar bekannte Figurenrollen neu deutet. Im Zusammenspiel von Täter und Opfer entfaltet sich ein Spiel, das den Erwartungshorizont des Publikums herausfordert. So entsteht ein Film, der vertraute Konventionen nutzt, um sie zugleich zu durchbrechen.
Ausgangspunkt ist die Entführung einer jungen Tänzerin, die in einer Villa gefangen gehalten wird. Sechs Kriminelle, jeder mit eigener Vergangenheit, bewachen sie für eine geplante Lösegeldforderung. Doch aus dem Gefangenen entsteht bald die Bedrohung selbst. Ereignisse eskalieren, Allianzen zerfallen und Grenzen zwischen Menschlichem und Übernatürlichem verschwimmen. Die Figuren stehen vor einer Macht, die sie nicht kontrollieren können. Welche Konsequenzen haben ihre Entscheidungen in dieser ausweglosen Situation?
„Abigail“ ist ein US-amerikanischer Horrorfilm aus dem Jahr 2024 unter der Regie von Matt Bettinelli-Olpin und Tyler Gillett. Das Drehbuch schrieben Guy Busick und Stephen Shields, während die Produktion von Paul Neinstein, William Sherak, James Vanderbilt, Chad Villella und Tripp Vinson verantwortet wurde. Die Hauptrolle übernahm Alisha Weir als Abigail, die für den Film eigens Ballett erlernte und ihre Stunts selbst ausführte. Melissa Barrera verkörperte Joey, Dan Stevens spielte Frank, Angus Cloud stellte Dean dar, Kathryn Newton übernahm die Rolle der Sammy, William Catlett verkörperte Rickles und Kevin Durand spielte Peter. Die Musik komponierte Brian Tyler, die Kameraarbeit lag bei Aaron Morton und den Schnitt verantwortete Michael P. Shawver.
Der Film feierte seine Premiere am 7. April 2024 beim Overlook Film Festival und kam am 18. April 2024 in Deutschland und Österreich ins Kino. Die Dreharbeiten begannen am 30. Juni 2023 in Dublin unter dem Arbeitstitel „Abducting Abigail“, mussten jedoch wegen des SAG-AFTRA-Streiks im Juli unterbrochen werden. Am 15. Dezember desselben Jahres wurden sie abgeschlossen. Angus Cloud beendete seine Szenen noch vor seinem Tod am 31. Juli 2023, wodurch „Abigail“ eine seiner letzten Rollen enthält. Der Film hat eine Laufzeit von 109 Minuten, erhielt in Deutschland eine FSK-16-Freigabe und wurde in Großbritannien von der BBFC ab 18 Jahren freigegeben. Bis Mai 2024 spielte er weltweit 37,7 Millionen US-Dollar ein. Die Regisseure hatten zuvor bereits gemeinsame Erfolge mit „Ready or Not“ (2019) sowie den „Scream“-Filmen von 2022 und 2023.
Im New York der Gegenwart gerät die junge Balletttänzerin Abigail in die Gewalt einer sechsköpfigen Bande. Die Entführer bringen sie in das abgelegene Wilhelm Manor und erhalten von ihrem Anführer Lambert die klare Anweisung, sie 24 Stunden festzuhalten. Danach soll ein Lösegeld in Höhe von 50 Millionen Dollar gezahlt werden, das gleichmäßig verteilt wird. Die Gruppe verwendet falsche Namen, um Anonymität zu wahren. Zu ihnen gehören die Ex-Soldatin Joey, der frühere Polizist Frank, die draufgängerische Hackerin Sammy, der Scharfschütze Rickles, der schlichte Schläger Peter sowie der unberechenbare Fahrer Dean.
Während Joeys Sympathie für das Kind wächst, gesteht Abigail, dass ihr Vater sie nicht liebt und kein Geld zahlen werde. Joey erkennt zunehmend die Gefahr, doch Frank reagiert mit Gewalt und erfährt, dass Abigail die Tochter des berüchtigten Kriminellen Kristof Lazaar ist. Kurz darauf verschwindet Dean im Keller und wird grausam getötet. Sammy findet seine Leiche und die Gruppe gerät in Panik. Die Täter vermuten zunächst Lazaar’s brutalen Vollstrecker Valdez im Haus, doch die Wahrheit zeigt sich bald in einer weitaus erschreckenderen Form.
Abigail entpuppt sich selbst als Valdez und offenbart ihre vampirische Natur. Obwohl Frank sie anschießt, heilen ihre Wunden sofort. Die verzweifelte Gruppe versucht traditionelle Methoden wie Knoblauch und Kreuze, doch diese scheitern. Schließlich gelingt es Joey, Abigail mit einem Betäubungsmittel zu schwächen und einzusperren, bevor Sammy gebissen wird. Erwachend enthüllt Abigail, dass sie die Entführung selbst arrangiert hat, um Rache zu nehmen. Sie kennt die wahren Identitäten der Beteiligten und erklärt, dass alle auf die eine oder andere Weise ihrem Vater Schaden zugefügt haben.
Der Kampf eskaliert, als Sammy zum willenlosen Werkzeug Abigails wird und Peter tötet. Joey muss Sammy mit Sonnenlicht vernichten, um zu überleben. Frank lässt sich von Lambert in einen Vampir verwandeln, nur um ihn sofort zu töten. In einem erbitterten Duell besiegt Frank schließlich Abigail, wird aber von seiner Machtgier getrieben und attackiert Joey. Doch ihr Widerstand bricht seinen Bann, und gemeinsam mit Abigail vernichtet sie Frank. Am Ende konfrontiert Lazaar seine Tochter, akzeptiert jedoch widerwillig ihre Bitte, Joey am Leben zu lassen. Schwer gezeichnet verlässt Joey das Anwesen mit neuem Entschluss.
„Abigail“ kombiniert Elemente des Heistfilms mit klassischen Motiven des Vampirhorrors und entwickelt daraus eine unkonventionelle Mischung. Was zunächst wie eine gewöhnliche Entführung wirkt, wandelt sich in ein Spiel aus Täuschung und Gewalt. Figuren, die aus unterschiedlichen Milieus stammen, geraten in ein Szenario, das ihre Schwächen offenlegt. Besonders die Titelfigur sticht hervor, weil ihre Doppelrolle als Opfer und Jägerin die Dynamik prägt. Regie und Schnitt setzen klare Akzente, die den Wechsel zwischen stiller Bedrohung und brutaler Eskalation betonen.
Zwischen groteskem Witz und blutigem Ernst entsteht ein Spannungsfeld, das sich konsequent steigert. Brutale Ausbrüche wechseln mit stilleren Momenten, in denen Machtfragen neu verhandelt werden. Kameraführung und Schauplätze verstärken diese Wirkung, ohne den Blick je von den Figuren zu lösen. Besonders das Spiel mit Genreklischees sorgt dafür, dass der Film nicht berechenbar bleibt. Während Loyalitäten zerfallen und Grenzen verschwimmen, erzeugt die Erzählung einen ständigen Sog, der bis ins Finale trägt.
Letzte Aktualisierung am 15.10.2025 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API