Wie gefährlich ist das radioaktive Gas Radon?

Radon - Wieso ist Radongas so gefährlich?

Erst seit den 1980er-Jahren ist die Gefahr durch Radon wissenschaftlich anerkannt. Das Gefahrenbewusstsein ist seitdem zwar größer geworden, aber noch lange nicht in der Bevölkerungsbreite angekommen. Ein Grund dafür, dass das von Radon ausgehende Risiko so lange unbekannt blieb, liegt darin, dass sich das Gas der Wahrnehmung menschlicher Sinne entzieht.

Dabei ist Radon die zweithäufigste Ursache für Lungenkrebs nach dem Rauchen. Allein in Deutschland sterben jedes Jahr etwa 1.900 Menschen an den Folgen ständiger Radonbelastung. Dies sind etwa 5 % aller Todesfälle, die durch Lungenkrebs ausgelöst werden.

Was ist Radon überhaupt?

Was ist Radon überhaupt?Radon gehört zur Gruppe der Edelgase. Es ist das schwerste aller Edelgase und etwa siebenmal schwerer als Luft. Weitere Edelgase sind Xenon, Helium, Krypton, Argon und Neon. Edelgase haben die Eigenschaft, kaum bis gar keine Verbindungen mit anderen Stoffen einzugehen. Sie sind sich selbst genug und von daher zumindest assoziativ von „edlem Geblüt“.

Zugleich ist Radon radioaktiv und geht aus der radioaktiven Zerfallskette hervor, die in Uran ihren Ursprung hat. Man sollte über Radon wissen, dass die Zerfallsprodukte, die aus Radon hervorgehen, nämlich Blei, Wismut und Polonium, für den Menschen am gefährlichsten sind.

Was macht Radon so gefährlich?

Die Art der radioaktiven Strahlung von Radon ist die Alphastrahlung. Diese weist von allen ionisierenden Strahlungen die geringste Eindringtiefe, aber die höchste Energieintensität aus. Diese Eigenschaften von Radon sind der Grund für die spezielle Gefahr für die Lungen. Zwar kann Radon vermutlich nicht über die massive und aus drei Schichten bestehende Außenhaut ins Gewebe eindringen. Wird Radongas aber eingeatmet, setzen sich die angesprochenen Nuklide Blei, Wismut und Polonium im vergleichsweise weichen Lungengewebe fest. Dort üben sie ihre radioaktive Strahlung aus und können das Erbgut der Lungenzellen so weit verändern, dass Krebszellen entstehen.

Wie Radon ins Haus gelangt

Radon lagert ursprünglich im Erdreich, kann aber über Spalten, Ritzen und Klüfte ins Freie dringen. In der Natur liegt der durchschnittliche Radongehalt zwischen 3 und 31 Becquerel/m³, was für den Menschen kaum gefährlich ist. Anders verhält sich die Situation, wenn Radongas über den Untergrund ins Haus gelangt, wo es sich mit der Zeit ansammelt und schwer wieder aus diesem Mikrokosmos gelangt. Je nach Bodenbeschaffenheit und Verdichtungsniveau des Hauses können die Radonkonzentrationen im Extremfall in den vierstelligen Bereich gehen.

Bergregionen und poröses Magmagestein sind die Risikofaktoren Nummer eins, während Altbauten aufgrund des weniger dichten Fundaments stärker von Radon betroffen sind als Neubauten. Die Voralpen im Süden Deutschlands sind neben dem Erzgebirge in Sachsen ein Schwerpunktgebiet in Deutschland.

Das Radongas gelangt durch den Unterdruck in die oberen Etagen. Da die Unterschiede zwischen Außen- und Innentemperatur in der winterlichen Heizperiode am höchsten sind, sind in dieser Zeit die Radonwerte im Haus am stärksten ausgeprägt.

Welche Werte von Radon sind tolerabel?

Tolleranzwerte von RadongasDie WHO gibt als Referenzwert für Radon eine Belastung von 100 Bq/m³ an. Ab diesem Wert steigt das Risiko, an Lungenkrebs zu erkranken, zwischen 10 % und 16 % an. Diese Kennzahl basiert auf den Ergebnissen einer Studie des Instituts für Epidemiologie des Helmholtz Zentrums München in Zusammenarbeit mit der Ludwig-Maximilians-Universität München.

In dieser Radonstudie wurde nur eine Risikoerhöhung für Lungenkrebs um 10 % mit einer linearen Steigung pro 100 Bq/m³ festgestellt. Warum für das gestiegene Risiko pro 100 Bq/m³ zumeist etwas höhere Werte genannt werden, liegt einerseits daran, dass die Gefahr, an dem kleinzelligen Bronchialkarzinom zu erkranken, besonders hoch ist. Diese Lungenerkrankung ist besonders tückisch und besitzt für Krebsarten eine der höchsten Todesraten. Andererseits steigt das Risiko durch die unterschiedliche Streuung der Radonwerte in Wohnungen weiter an.

In Deutschland liegt die durchschnittliche Radonkonzentration in Häusern bei etwa 50 Bq/m³. Zu bedenken ist allerdings, dass die WHO für Radon keine Bedenklichkeitsschwelle festgelegt hat, weil sie davon ausgeht, dass bereits kleinste Konzentrationen das Risiko für Lungenkrebs, wenn auch geringfügig, erhöhen können. In Deutschland sind Baubehörden erst bei einem Referenzwert von 300 Bq/m³ zu besonderen Schutzmaßnahmen verpflichtet, die über die üblichen Abdichtungsverfahren für das Fundament hinausgehen.

Wie kann man sich schützen?

Inzwischen gibt es bewährte Methoden, um sich vor Radon im Haus zu schützen.

Radon messen

Ein Radonmessgerät hilft sich zu schützenBewohner, die einen Verdacht für eine erhöhte Radonbelastung im eigenen Haus hegen, können sich ihren Verdacht mit einfachen Mitteln bestätigen lassen. Im Fachhandel sind Radonmessgeräte erhältlich, die den Radongehalt in der Luft feststellen. Unterschieden werden die Instrumente in aktive und passive Radonmessgeräte. Passive Radonmessgeräte messen den Radonwert über einen längeren Zeitraum.

Sie lassen sich gut dafür nutzen, um den durchschnittlichen Radongehalt in der Wohnung jenseits der angesprochenen saisonalen Schwankungen zu ermitteln. Aktive Messgeräte werden hingegen benötigt, um mögliche Radon-Eintrittspfade zu identifizieren. Bei Bedarf helfen hierbei auch zertifizierte Radon-Fachpersonen weiter.

Mögliche Gegenmaßnahmen

Ist der Verdacht bestätigt und die Radonkonzentrationen im Haus liegen jenseits der bedenklichen 300 Bq/m³, können Bewohner folgendes tun: Eher oberflächliche Maßnahmen sind zunächst verstärktes Lüften oder auch der Einbau einer Durchlüftungsanlage. Wichtig ist besonders die fachgerechte Verdichtung der Radongas-Eintrittspfade im Haus zum Beispiel mit Materialien aus Silikon. Dem Übel an die Wurzel geht man schließlich durch die Herstellung eines Druckausgleichs und die Installation eines Radonbrunnens oder einer Radondrainage.