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Seit Mitte der achtziger Jahre wird der Titel der Europäischen Kulturhauptstadt vergeben. Seit Anfang des Jahrtausends wurden häufig auch zwei Städte ausgewählt. Im aktuellen Jahr ist es Cork in Irland. Das Bewerbungsverfahren läuft meist einige Jahre vorher, damit die Städte Zeit für die Vorbereitung haben. Für den Titel der Kulturhauptstadt 2010 haben sich auch viele Städte aus Deutschland beworben. Jetzt ist klar, dass nur zwei in die engere Auswahl kommen.
Damit ist Braunschweig aus dem Rennen, teilt dieses Schicksal aber mit anderen Städten wie Lübeck, Kassel und Karlsruhe, die sich ebenfalls beworben haben. Weiterhin mit dabei sind Essen und Görlitz. Doch das bedeutet nicht, dass die ausgeschiedenen Städte und ihre Regionen nicht dennoch eine Reise wert sind. Daher gibt es in diesem Artikel einen näheren Blick auf Braunschweig und die Bewerbung zur europäischen Kulturhauptstadt 2010.
Sechs Jahre vor dem eigentlichen Jahr, in dem eine Stadt für ein Jahr lang den Titel Kulturhauptstadt Europas trägt, beginnt ein nationales Bewerbungsverfahren. An diesem hat auch Braunschweig teilgenommen, doch jetzt wurde bekanntgegeben, dass es nur Görlitz und Essen in die nächste Runde geschafft haben. Damit ist Braunschweig zwar aus dem Rennen, dennoch hat die Bewerbung etwas gebracht. Braunschweig hat sich nicht nur für sich selbst beworben, sondern als niedersächsischer Vertreter und für die gesamte Region, zu der auch Gifhorn, Peine, Goslar, Helmstedt, Wolfenbüttel, Wolfsburg und Salzgitter gehören. Als Leitmotiv hat man sich für “Zeitlandschaften – Timescapes” entschieden.
Mit dem Motto will man auf die reiche Geschichte verweisen, die mit dieser Region verbunden ist. Große Bedeutung gewann die Region ab dem Mittelalter und geht gleichzeitig mit großen Schritten in eine von der Technologie geprägte Zukunft. Die Verbindung aus Vergangenheit und Zukunft wurde in der Bewerbung hervorgehoben. Ebenso wollte man gleichzeitig die regionale Identität stärken sowie die Einbindung in ein geeintes Europa unterstreichen. Neue Impulse sollten dafür sorgen, die Lebensqualität der Region zu erhöhen. Die wichtigsten Argumente waren, dass es eine reiche kulturelle Vielfalt gibt, Innovationen und Wirtschaftskraft und ein breites Engagement, das viele Menschen für die Bewerbung aufgebracht haben.
Verschiedene Personen aus Politik, Wirtschaft und Kultur waren als Botschafter der Bewerbung mit an Bord. An erster Stelle ist Dr. Ernst Albrecht zu nennen, der Ministerpräsident von Niedersachsen. Damit wird unterstrichen, dass die Bewerbung Braunschweigs auch stellvertretend für ganz Niedersachsen steht.
Ebenfalls als Botschafter mit dabei waren Prof. Andor Izsák, Direktor des Europäischen Zentrums für Jüdische Musik, Prof. Dr. Werner Knopp, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz a. D., Dr. Wilfried Lochte, Vorsitzender des Aufsichtsrats der Salzgitter AG, Doris Pischetsrieder, Ehefrau des Vorstandsvorsitzenden der Volkswagen AG, ZDF-Moderatorin Nina Ruge, Prof. Gijs van Tuyl, Direktor des Stedelijk Museum Amsterdam, und Prof. Dr.-Ing. Hans-Jürgen Warnecke, Präsident und Ehrensenator der Fraunhofer-Gesellschaft a. D.
Siedlungsspuren in dieser Gegend gehen schon mehrere hunderttausend Jahre zurück. Später siedelten hier verschiedene germanische Stämme, allen voran die Sachsen. Im 9. Jahrhundert soll die Siedlung Brunswik gegründet worden sein. Eine erste offizielle Erwähnung wird heute auf das Jahr 1031 datiert. Einen großen Schub erlebte die Stadt unter Heinrich dem Löwen, der sie zu einer Residenzstadt ausbauen ließ. Durch ihn wurde auch der Löwe zum offiziellen Wappen der Stadt. Braunschweig konnte in den folgenden Jahrhunderten eine große Bedeutung als Handelsstadt erlangen, was sich auch in der Mitgliedschaft in der Hanse widerspiegelte.
Insgesamt sechzehn Städte haben sich aus Deutschland beworben, um europäische Kulturhauptstadt Europas zu werden. Das waren neben Braunschweig noch Bamberg, Augsburg, Bremen, Essen (stellvertretend für das Ruhrgebiet), Halle (Saale), Kassel, Köln, Münster, Lübeck, Potsdam, Wittenberg, Regensburg, Görlitz, Osnabrück und auch Karlsruhe, das sich ebenfalls als Kulturhauptstadt beworben hat.
Im letzten Jahr wurde außerdem bekannt, dass auch eine Stadt aus Ungarn zur Kulturhauptstadt Europas 2010 werden kann. Beworben haben sich Budapest, Debrecen, Eger, Győr, Miskolc, Pécs und Sopron. Somit wird es in fünf Jahren zwei Kulturhauptstädte geben. In Deutschland werden es Görlitz oder Essen sein, wobei Essen stellvertretend für das Ruhrgebiet steht.
Um die Vielfalt und Zusammengehörigkeit Europas zu stärken, gibt es seit 1985 den Titel der Kulturstadt Europas, was später zur Kulturhauptstadt Europas wurde. Der Vorschlag kam damals von Melina Mercouri, der griechischen Kulturministerin. Der Rat der Europäischen Gemeinschaft stimmte ihrem Vorschlag zu. Entsprechend ausgezeichnete Städte bekommen seitdem auch Fördermittel. Der Titel, aber auch die Bewerbung, bietet die Möglichkeit, sich und die Region in kultureller Weise vorzustellen. Geprägt ist ein Jahr von verschiedenen Kulturevents, die in den jeweiligen Städten ablaufen. Athen wurde 1985 zur ersten Kulturstadt Europas. In Deutschland ging dieser Titel 1988 an West-Berlin. Nach der Namensänderung des Titels wurde Weimar 1999 zur ersten Kulturhauptstadt Europas.