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Spätestens mit Mitte vierzig merken die meisten Männer, dass sich in ihrem Körper etwas verändert. Die Energie lässt schneller nach, das Training im Fitnessstudio zeigt weniger Wirkung, und der Schlaf ist nicht mehr so erholsam wie früher. Auch die Libido kann sich verändern. Das ist nicht zwingend dramatisch, aber spürbar.
Der Grund dafür liegt oft im Hormonhaushalt bei Männern ab 40. Was im Volksmund als „männliche Wechseljahre“ bezeichnet wird, hat tatsächlich eine biologische Basis, auch wenn der Prozess viel langsamer und individueller verläuft als bei Frauen.
Das wichtigste männliche Sexualhormon ist Testosteron. Es wird vor allem in den Hoden produziert und steuert eine ganze Reihe von Körperfunktionen: Muskelaufbau, Knochendichte, Fettverteilung, Bildung roter Blutkörperchen, Stimmung, Antrieb und natürlich die sexuelle Lust. Der Testosteronspiegel steigt während der Pubertät stark an, erreicht um das 20. Lebensjahr seinen Höhepunkt und bleibt dann etwa bis Mitte 30 relativ stabil. Danach beginnt er, Jahr für Jahr leicht zu sinken – im Durchschnitt um etwa ein Prozent. Das klingt wenig, summiert sich aber über die Jahrzehnte.
Dieser Rückgang betrifft aber nicht alle Männer gleichermaßen. Die Spannweite der Testosteronwerte ist groß, und wie stark sich der Abfall bemerkbar macht, hängt von vielen Faktoren ab: genetische Veranlagung, Lebensstil, Ernährung, Stress, Bewegung, Schlaf und Alkoholkonsum. Manche Männer haben mit 60 noch Werte, die an einen 30-Jährigen erinnern, während andere schon mit 45 deutliche Symptome verspüren.
Wenn sich Testosteron verringert, verändert sich die innere Balance zwischen Muskel- und Fettgewebe. Der Körper baut weniger Eiweiß auf, der Stoffwechsel verlangsamt sich, und das Fett im Bauchraum nimmt zu. Gleichzeitig sinkt oft die Motivation, sich zu bewegen. Dadurch entsteht ein Kreislauf: Weniger Bewegung senkt den Testosteronspiegel weiter, was wiederum die Aktivität bremst. Regelmäßiger Sport, besonders Krafttraining, kann diesen Effekt umkehren.
Ein weiterer entscheidender Faktor ist Schlaf. Wer zu wenig schläft, produziert bis zu 15 Prozent weniger Testosteron pro Nacht mit Schlafmangel. Auch chronischer Stress wirkt sich negativ aus, da das Stresshormon Cortisol die Bildung von Testosteron hemmt. Viele Männer bemerken das in Phasen beruflicher oder familiärer Belastung, ohne den Zusammenhang zu erkennen. Ein gesunder Lebensrhythmus mit genug Schlaf, guter Ernährung und Bewegung ist also keine Wellness, sondern eine hormonelle Notwendigkeit.
Mit zunehmendem Alter entstehen beispielsweise mehr Östrogene, die im Fettgewebe gebildet werden. Mehr Östrogen lässt den Testosteronspiegel absinken. Das führt zu Stimmungsschwankungen, vermindertem Antrieb und einer geringeren Libido. Das Hormon DHEA, das in der Nebenniere gebildet wird und als eine Art Vorstufe für Sexualhormone dient, sinkt ebenfalls mit den Jahren.
Der Begriff „Andropause“ wird manchmal verwendet, um diesen Prozess zu beschreiben, ist aber irreführend. Anders als bei der Menopause gibt es bei Männern keine plötzliche Umstellung des Hormonhaushaltes. Es handelt sich eher um eine langsame Verschiebung, die sich über Jahrzehnte erstrecken kann.
Wenn sich Müdigkeit, Reizbarkeit oder Antriebslosigkeit häufen, sollte man das nicht einfach als „normal“ abtun. Ein Bluttest beim Hausarzt oder Urologen kann Aufschluss über den Hormonstatus geben. Wichtig ist dabei, die Werte im Zusammenhang zu betrachten, etwa nicht nur das Gesamttestosteron, sondern auch das freie, also biologisch aktive Testosteron. Manchmal liegen die Werte im Normbereich, aber das Verhältnis zu anderen Hormonen ist gestört. Auch Schilddrüsen- oder Stoffwechselprobleme können ähnliche Symptome verursachen.
Manche Männer erwägen eine Testosteronersatztherapie, wenn die Werte dauerhaft niedrig sind. Das kann in bestimmten Fällen sinnvoll sein, sollte aber nie leichtfertig begonnen werden. Zu hohe Testosteronspiegel können das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Thrombosen oder Prostatavergrößerungen erhöhen. Eine sorgfältige ärztliche Abklärung ist deshalb unerlässlich. In vielen Fällen lässt sich der Hormonhaushalt durch Änderungen im Lebensstil, gezieltes Training und weniger Stress stabilisieren, ohne dass dafür Medikamente nötig sind.
In der zweiten Lebenshälfte ändert sich außerdem die Durchblutung. Gefäße verlieren an Elastizität, was manchmal die Erektionsfähigkeit mindert. Die Ursachen sind vielfältig: Bluthochdruck, Diabetes, Übergewicht, Bewegungsmangel oder Nebenwirkungen von Medikamenten.
Wenn die Erektion ausbleibt, kann ein Arzt sogenannte PDE-5-Hemmer wie Viagra und Cialis verschreiben. Diese Medikamente wirken zuverlässig bei den meisten Fällen von erektiler Dysfunktion, weil sie den Blutfluss verbessern. Wichtig ist jedoch, sich vor einer Behandlung ärztlich beraten zu lassen, insbesondere wenn man erwägt, Viagra im Internet zu bestellen.
Das ersetzt aber keine Ursachenforschung. Wenn Erektionsprobleme auf Stress, Schlafmangel oder hormonelle Ungleichgewichte zurückgehen, helfen gezielte Veränderungen des Lebensstils besser als Medikamente. Falls jedoch Diabetes oder eine Erkrankung des Herz-Kreislauf-Systems der Grund ist, müssen diese Probleme behandelt werden.
Ein gesunder Hormonhaushalt entsteht durch das Zusammenspiel vieler Lebensbereiche. Was man zu sich nimmt, spielt dabei eine entscheidende Rolle. Zink, Magnesium und Vitamin D sind an der Testosteronbildung beteiligt. Fettarme Diäten können den Hormonspiegel senken, weil der Körper bestimmte Fettsäuren für die Hormonproduktion braucht. Gesunde Fette aus Olivenöl, Nüssen oder Avocados unterstützen also die Hormonbalance.
Psychologische Faktoren sind ebenfalls wichtig. Viele Männer über 40 erleben eine Phase der Neuorientierung. Kinder werden selbstständig, berufliche Ziele verändern sich, die eigene Endlichkeit rückt stärker ins Bewusstsein. Solche Gedanken sind normal und können dabei helfen, Prioritäten zu klären. Wer seine körperliche und geistige Gesundheit aktiv pflegt, erlebt diese Lebensphase vielleicht sogar als Neuanfang.

Das Bild des alten Mannes mit schwindendem Testosteron ist überholt. Heute weiß man, dass Änderungen im Hormonhaushalt zwar unvermeidlich sind, ihre Auswirkungen aber stark davon abhängen, wie man lebt. Bewegung, Ernährung, Schlaf und die mentale Einstellung können die natürliche Entwicklung nicht nur abmildern, sondern in manchen Fällen sogar umkehren. Der Körper bleibt lernfähig.
Wer also spürt, dass sich etwas verändert, sollte das nicht als Schwäche deuten, sondern als Einladung, bewusster mit dem eigenen Körper umzugehen.